Auf Italienischer Seite sind die Karnischen Alpen eine über weite Strecken unberührte Berglandschaft. Einsame Täler, nette Bergdörfer und naturbelassene Bach- und Flussverläufe charakterisieren diesen bergigen Teil des Friauls. Was uns Cyclisten aber am allermeisten freut, sind die zahlreichen kleinen Bergstraßen, die durch diese traumhafte Landschaft verlaufen. Einige haben es bis auf den Olymp des Radsports geschafft, allen voran der berühmt-berüchtigte Monte Zoncolan, andere fristen ein unverdientes Schattendasein und warten nur darauf, entdeckt und in eine fantastische Runde eingebaut zu werden. In diesem Fall trifft zweiteres zu:
Gestartet wird in Pontebba. Nach der kurzen Ortsdurchfahrt lässt man Zivilisation und Verkehr rasch hinter sich und die nächsten 30 Kilometer sind Rennrad-Genuß vom Feinsten. Es geht über den weitgehend unbefahrenen Passo Cason di Lanza.
Ganz unbekannt ist er allerdings nicht, wurde er doch 2013 im Rahmen des Giro d’Italia überquert und steht zudem alljährlich beim SuperGiroDolomiti am Programm. Egal ob von West nach Ost wie beim Giro und bei diesem super-harten Jedermann-Marathon (232 Kilometer, 5234 Höhenmeter), der jeweils im Juni ausgetragen wird, oder wie in unserem Fall von Ost nach West, dieser Pass geizt nicht mit glorifizierenden Attributen. Landschaftlich reizvoll, einsam und hart. Rampen, auch über längere Strecken, von 15% bis 18% sind keine Seltenheit und das Glücksgefühl beim Erreichen der Passhöhe auf 1552 Metern wird von einer ordentlichen Portion Erleichterung und Erschöpfung unterwandert.
Die Abfahrt auf der Gegenseite ist nicht weniger grandios, allerdings sollte man einige Vorsicht walten lassen. Für den Giro d’Italia 2013 wurde zwar ein neuer Asphaltbelag aufgezogen, allerdings machen sich die seither vergangen Winter auch schon wieder bemerkbar und, dass die Straße schmal und unübersichtlich ist, verträgt sich mit allzu viel Risiko auch nur schlecht.
Mit schönen Blicken auf den mächtigen Monte Sernio geht es hinunter nach Paularo, und dann weiter talaus bis ins Canale San Pietro, das vom Plöckenpass hinaus nach Tolmezzo zieht.
Nach der Durchquerung von Tolmezzo rollt man dem breiten Bett des Tagliamento entlang nach Amaro und anschließend über die hier in mehrere Arme breit aufgefächerte Fella.
Der wunderbare Bahntrassen-Radweg, der von Tarvis aus durch das Kanal- und das anschließende Eisental (Canal del ferro) verläuft ist ab Moggio Udinese zum Zeitpunkt der Tourenbeschreibung leider noch nicht fertig gestellt, so dass für folgenden fünf Kilometer nur die Hauptstraße oder der am Nordufer der Fella verlaufende aber geschotterte Radweg bleibt.
In Moggio Udinese mündet von Norden das einsame Aupatal in das Canal del ferro. Auf der überraschend gut ausgebauten Straße geht es in mäßiger Steigung hinein in dieses kaum besiedelte Tal. Der nette kleine Ort Dordolla, der gegenwärtig 40 Einwohner hat und von dem es im Volksmund wohl etwas überzogen heißt “Venezia è bella, Dordolla è sua sorella.”, wird rechterhand liegen gelassen und schön langsam zieht die Steigung doch merklich an. Sie bleibt aber doch meistens im einstelligen Bereich, so daß die Sella de Cereschiatis bald erreicht ist.
Von der Passhöhe geht es dann nur noch bergab nach Pontebba, dem Ausgangs- und Zielort dieser kräftezehrenden aber wunderschönen Runde in den Karnischen Alpen.
Pontebba, Parkplatz bei der Eissporthalle in der Via 4 Novembre
Pontebba - Studena bassa - Passo del Cason di Lanza - Paularo - Zuglio - Tolmezzo - Amaro - Moggio Udinese - Sella de Cereschiatis - Pontebba