Lago Trasimeno

Auf geschichtsträchtigem Boden verläuft die heutige Runde. Das ist zwar keine Seltenheit in Italien, aber doch immer wieder etwas besonderes, im heutigen Fall etwas tragisches. Nicht weniger als 20000 römische Legionäre verloren 217 v.Chr. hier ihr Leben. In der Schlacht am Trasimenischen See im Rahmen des 2. Punischen Krieges besiegte Hannibal genau im Bereich unseres heutigen Ausgangspunktes zwei römische Legionen vernichtend. Uns geht es aber heute weniger um die tragischen als viel mehr um die schönen Aspekte der Gegend, ist doch der Trasimenische See mittlerweile ein sehr beliebtes Ausflugs- und Erholungsziel.

Bei uns ist es eher ersteres. Die Runde ist zwar nur knapp 60 Kilometer lang, mit den beiden Anstiegen und immerhin 1120 Höhenmetern, wobei der 2. Anstieg der eindeutig längere und schwerere ist, ist die Runde aber sicher keine astreine Erholungs- und Regenerationstour. 

Mussten die Römer noch einzeln und hintereinander durch das Sumpfgebiet zwischen See und angrenzenden Hügeln marschieren, was zu der verheerenden Niederlage geführt hat, so profitieren wir von der mittlerweile gebauten Autobahn zwischen Bettolle und Perugia und vom großen Parkplatz direkt an der Autobahnabfahrt von Tuoro, unserem heutigen Ausgangspunkt.

Es geht durch Tuoro, wobei im Ort nach nur einem Kilometer einradeln eine 18%-Rampe wartet, die gleich ordentlich in die Oberschenkel einschießt. Zum Glück wird es bald flacher und an schönen Villen vorbei geht es in angenehmer Steigung bergauf. Schöne Blicke auf den See und seine drei Inseln eröffnen sich.

In Gosparini hoch über dem See haben wir die erste Steigung geschafft und es folgt eine schöne Abfahrt hinunter ins Val di Pierle, mit der weithin sichtbaren Ruine des Castello di Pierle. 

Bei erster Gelegenheit biegen wir scharf links ab nach Mercatale und nun auf toskanischem Boden geht es rasant das Val di Pierle hinaus. Im belgischen Kreisel halten wir die Geschwindigkeit konstant bei 45 km/h, was angesichts unseres fortgeschrittenen Alters und der teilweise doch etwas rauen Strassenverhältnisse schon eine Herausforderung ist.

Nach nur sieben Kilometern verlassen wir das Val di Pierle wieder, zweigen rechts auf eine kleine Straße Richtung Preggio ab und der zweite Anstieg des Tages beginnt. Auf einer völlig verkehrsfreien kleinen Straße geht es an einigen Bauernhöfen vorbei höher. Bevor man sich zu früh freut, der schön gelegene Ort Preggio ist erst die Halbzeit des Anstieges, und erst nachdem wir auf eine deutlich besser ausgebaute aber ebenso verkehrsfreie Straße stoßen, wo wir uns rechts halten, nähern wir uns endgültig dem höchsten Punkt. 

Von hier trennt uns noch eine schnelle Abfahrt, unterbrochen von zwei kurzen Gegenanstiegen, vom malerisch gelegenen Castel Rigone. Ein offenes Lokal für unseren Espresso suchen wir leider vergeblich und so nehmen wir die weitere Abfahrt über einige Serpentinen in Angriff. Zum Glück ist der Asphalt auf dieser Seite des Berges besser als auf der Anstiegsseite.

Es folgt die Ortsdurchfahrt von Magione gefolgt von einem letzten kurzen Bergaufstück und dann geht es nur noch flach der Seeuferstraße entlang zurück zum Ausgangspunkt, was dank der parallel verlaufenden Autobahn unter ganz passablem Verkehrsaufkommen passiert.

Und dass, wie eingangs erwähnt, die Runde gar nicht so leicht ist und doch etwas Substanz gekostet hat, merke ich daran, dass meine leichtsinnig zu früh lancierte Attacke um den „Tagessieg“ gnadenlos abgefangen wird und ich mir so manch hämischen Kommentar beim Bier im Parkplatz-Café anhören muss.