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Viva il chianti ciclistico

Eingefahren:
03. 2019
Kilometer:
108.00
Höhenmeter:
2000.00
GPX-Track
  • Rennrad, Italien, Toskana, Siena, Strada di chianti, Strade bianche, San Gimignano
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Wer von uns lässt nicht gerne während eines sich dahin ziehenden Arbeitstages seine Gedanken schweifen? Mir kommt dabei regelmäßig eine Frühlingsausfahrt in der Toskana in den Sinn: Sanfte Hügel, die doch überraschende Weitblicke bieten, sich im Wind wiegende Pinien- und Zypressenalleen und mittelalterliche Städte inmitten schier endloser Weinberge, die Lust auf den Chianti classico nach absolvierter Runde machen. All das und noch viel mehr hat diese Runde im Herzen der Toskana zu bieten, die mich in meinen Gedanken-Reisen noch länger begleiten wird.

 

Kann es einen schöneren Ausgangspunkt geben als die Piazza del Campo in Siena? Da, wo zweimal jährlich der Palio, das berühmte Pferderennen der 17 Stadtteile Sienas, ausgetragen wird, und seit 2007 das mittlerweile aus dem Rennrad-Kalender nicht mehr weg zu denkende Strade bianche endet, fühlen auch wir uns wohl und nach einem Espresso kann die Runde losgehen.

Siena wird Richtung Norden verlassen und spätestens, nachdem bei Badesse die Autobahn unterquert wird, bleibt auch der Verkehr zurück. In gemächlicher Steigung geht es hinein in die Ausläufer des Chiantigebietes und die für die Toskana so typischen Weitblicke auf Zypressen-gesäumte Straßen und bauliche Kleinode aus vergangenen Jahrhunderten begleiten uns bei jedem Tritt.

Bei Castellina in Chianti, von wo besonders Aufmerksame in der Ferne bereits die Türme von San Gimignano erspähen können, wird die berühmte Chianti-Weinstraße erreicht. Diese wird allerdings nur gequert, denn für die Weiterfahrt Richtung Westen wählen wir eine nördlich verlaufende, deutlich ruhigere Variante. Das schöne Sträßchen bringt uns hinunter nach Poggibonsi, von wo es auf der anderen Talseite dann hinauf nach San Gimignano geht.

Die Beinamen “Manhattan des Mittelalters” und “Stadt der Türme” lassen schon vermuten, weswegen es dieses Kleinod zum Unesco-Weltkulturerbe gebracht hat. Dank des auch im Mittelalter weit verbreiteten Größenwahns lieferten sich die Adelsfamilien der Stadt einen Wettstreit um den höchsten Turm. Von den einst 72 Türmen stehen heute noch 15, was immer noch für eine imposante Skyline reicht und San Gimignano zu einem der meistbesuchten Ziele der Toskana macht. Grund genug, hier ein Päuschen einzulegen und sich um einen der begehrten Caféhaus-Tische auf einer der Piazzas zu bemühen. Wo, wenn nicht hier, soll man die oft vernachlässigte Pausenkultur pflegen?

Noch ist allerdings erst etwas über die Hälfte der Runde geschafft und so lassen wir San Gimignano für unseren Geschmack etwas zu früh wieder zurück und machen uns auf den Rückweg. Bei Colle di Val d’Elsa hat man etwas mit dem Verkehr zu kämpfen, nach wenigen Kilometern lässt man das “zivilisierte” Leben aber wieder hinter sich und in Ruhe und Einsamkeit geht es über ein wahres Rennrad-Kleinod zurück nach Siena.

Die kleine Straße, die quer durch die Montagnola Senese verläuft, kann jedem Rennradfahrer nur wärmstens ans Herz gelegt werden. Vom Verkehr vernachlässigt schlängelt sich die Straße durch einsame Wälder, die vor allem im Sommer wohltuenden Schatten spenden. Die westliche Seite ist die etwas steilere, erreicht auch das ein oder andere Mal zweistellige Prozentwerte, ist aber insgesamt als reiner Genussanstieg einzustufen. Nicht minder reizvoll präsentiert sich die Ostseite, die vor allem im Bereich des kleinen Ortes Celsa mit seinem neben der Straße liegenden Castello di Celsa schöne Blicke in Richtung Süden offenbart, wo man am Horizont den Monte Amiata, ein weiteres Highlight der Region, erkennt. (Monta Amiata)

Gegen Ende der Abfahrt wartet ein knapp zwei Kilometer langer, völlig problemlos zu befahrener Schotterabschnitt, wie er hier in der Toskana zu einer vollwertigen Runde einfach gehört, und allmählich nähern wir uns dann wieder Siena, wo die Fahrt durch die Altstadt zur Piazza del Campo die schöne Ausfahrt so richtige abrundet.

Wo der Tag mit einem Espresso begonnen hat, finden wir uns jetzt wieder ein. Statt Espresso gibt es jetzt ein Glas Chianti und beim Rekapitulieren der Runde lassen wir uns von der italienischen Lebensfreude immer mehr vereinnahmen.

 

GPX-Track

Start/Parkmöglichkeiten

Stadtgebiet von Siena, Ausgangspunkt: Piazza des Campo

Wegpunkte

Siena - Badesse - Castellina del Chianti - Poggibonsi - San Gimingnano - Colle di Val d’Elsa - Celsa - Siena

Hinweise

knapp 2 Kilometer langer, problemlos zu befahrener Schotterabschnitt bei KM 96