Wer auf Madeira unterwegs ist, muss nicht nur mit steilen Straßen und vielen Höhenmetern rechnen, sondern vor allem auch mit wechselndem Wetter und schwankenden Temperaturen. Ganz besonders merkt man dies auf dieser Runde, wo man in der Regel im sonnenverwöhnten und auch im Winter angenehm warmen Süden startet und dann in den wesentlich raueren und oft wolkenverhangenen und feuchten äußersten Westen eintaucht. Und während es unten an der Küste auch im Winter annähernd 20 Grad hat, sind oben auf der Hochebene Paul da Serra auf knapp 1500 Metern Seehöhe einstellige Temperaturen und morgendlicher Raureif eher die Regel als die Ausnahme. Aber gerade diese Unterschiede tragen vermutlich ganz wesentlich zum Reiz Madeiras und insbesondere zum Reiz dieser Runde bei.
Diese Runde startet in Calheta und zwar von einem der wenigen, wenn auch künstlich angelegten Sandstrände Madeiras. Und wie nicht anders zu erwarten war, geht es von Beginn an bergauf. Nach sehr steilen ersten hundert Höhenmetern legt sich die Straße etwas zurück und zieht in einer schönen Querung hinauf nach Estreito da Calheta.
Nach etwa fünf Kilometern zweigt man links ab Richtung Jardim do Mar und eine rasante Abfahrt bringt uns hinunter in den kleinen Küstenort. Der Nachbarort Paul do Mar ist nicht weit entfernt, war aber über Jahrhunderte nur auf dem Seeweg erreichbar. Mittlerweile ist auch dieser Inselfleck ins Straßennetz eingebunden, wenngleich diese 2,5 Kilometer unterirdisch verlaufen.
Dieser Tunnel könnte zwar auch weiträumig umfahren werden. Doch erstens stellt er aufgrund des kaum vorhandenen Verkehrsaufkommens kein nennenswertes Problem dar - der einzige, der mir begegnet ist, war ein anderer Rennrad-Fahrer - und zweitens würde man sonst auf den nach Paul do Mar folgenden großartigen Anstieg hinauf nach Faja da Ovelha verzichten müssen.
Grandios schlängelt sich die Straße durch die unmittelbar hinter dem schmalen Küstenstreifen steil aufragenden Klippen, und wegen der begeisternden Szenerie und den grandiosen Ausblicken auf den tief unter uns liegenden Atlantik sind die 500 Höhenmeter hinauf nach Faja da Ovelha mehr Freude als Strapaze.
Ganz geschafft ist der Anstieg in Faja da Ovelha aber noch nicht, es fehlen nämlich noch 200 Höhenmeter bis zum höchsten Punkt, von wo es dann in ständigem Auf und Ab durch die einsamen Wälder im Hinterland der Küste westwärts geht.
Ponta da Pagro, der westlichste Ort Madeiras, wird zurückgelassen und in gleicher Charakteristik mit immer wieder schönen Blicken auf das Meer, geht es in Richtung Porto Moniz.
Noch bevor man den hübsch gelegenen Ort im äußersten Nordwesten der Insel erreicht, zweigt allerdings unsere Runde rechts ab und es geht schnurstracks ins Landesinnere. Stetig steigt die Straße an, im Gegensatz zu den meisten Anstiegen Madeiras allerdings durchwegs mit moderaten Prozenten. Mit Blicken abwechselnd auf Nord- und Südküste, vorausgesetzt die regelmäßig ab den Mittagsstunden aufkommende Bewölkung meint es gut mit einem, erreicht man die zentrale Hochebene Paul da Serra. Aber auch wenn man, so wie in meinem Fall, von dichtem Nebel eingehüllt ist und man kaum weiter als bis zur nächsten Kurve sieht, verströmt diese Hochebene einen ganz eigenen, schottisch anmutenden Reiz. Ein Ausflug hier herauf kann nur jedem Madeira-Reisenden dringend ans Herz gelegt werden und ist jede Mühe wert. Zu unterschätzen ist der Anstieg allerdings keineswegs, muss man doch auf knapp 1500 Meter Seehöhe hinauf und aufgrund des welligen Profils fällt die tatsächliche Höhenmeteranzahl noch deutlich höher aus.
Kurz nach der Abzweigung nach Rabacal, einem beliebten Wander- und Ausflugsgebiet, ist der höchste Punkt der Runde dann schließlich aber erreicht und da es auf der nach Süden exponierten, steilen Abfahrt hinunter zum Ausgangspunkt rasch wieder warm wird, kann man sich schon auf ein kühles Erfrischungsgetränk oder womöglich sogar eine Abkühlung in den Atlantikwellen am schönen Strand von Calheta freuen.
Calheta, Avenida D. Manuel I., gebührenpflichtige Parkplätze an der Küstenpromenade
Praia da Calheta - Estreito da Calheta - Jardim do Mar - Paul do Mar - Fajã da Ovelha - Ponta do Pargo - Paul da Serra - Arco da Calheta - Praia da Calheta
Radlichter wegen einiger problemlos zu befahrender Tunnels