Lanzarotes Norden ist der grünste, fruchtbarste und gebirgigste Teil der Insel. Zudem findet sich im Norden eine Vielzahl der Bauwerke und Attraktionen, die der untrennbar mit Lanzarote verbundenen Künstler Cesár Manrique hinterlassen hat. Optimale Voraussetzungen also für eine großartige Ausfahrt, und genau das ist diese Runde.
Ausgangspunkt ist der eher unscheinbare Ort Guatiza. Dass es hierher dennoch zahlreiche Touristen zieht, liegt am letzten großen Werk Manriques, dem Jardín de Cactus, einem riesigen Kakteengarten in einem aufgelassenen Steinbruch.
Parallel zur Hauptstraße geht es südwärts, bei erster Gelegenheit dann rechts ab und die Straße beginnt sanft anzusteigen. Über den kleinen Ort El Mojón kommt man nach Los Valles, ein relativ junges Dorf, das erst im 18. Jahrhundert nach den verheerenden Timanfaya-Vulkanausbrüchen von heimatlos gewordenen Flüchtenden gegründet wurde.
Fast unbemerkt haben wir bis hierher 200 Höhenmeter zurückgelegt und auf das Dach der Runde fehlen nur noch 300 weitere. Rasch kommt man über zwei langgestreckte Serpentinen weiter hinein in die Famara-Berge, die von Osten betrachtet relativ harmlos wirken, nach Westen hin aber über eine 600-Meter-Klippe, das Kliff von Famara, spektakulär zum Atlantik hin abbrechen. Mehrere Sträßchen führen zum Klippenrand und die erste davon zur Ermita de las Nieves, einem netten kleinen Kirchlein auf einem der großartigsten Aussichtspunkte der Insel, nehmen wir. Kaum zu glauben, dass sich die meisten Radfahrer vor lauter Trainingseifer diesen spektakulären Abschnitt entgehen lassen und auf der vergleichsweise langweiligen Hauptstraße bleiben.
Kurz bevor der Abstecher wieder in die Hauptstraße einmündet erreicht man dann den höchsten Straßenpunkt Lanzarotes knapp unter dem höchsten Gipfel der Insel, dem Penas del Chache.
Mit Superlativen muss man ja immer etwas vorsichtig sein, so viele schöne und spektakuläre Straßen verlangen nach einer Auszeichnung. Aber die nun folgenden 45 Kilometer mischen ganz oben mit bei der Suche nach meiner persönlichen Lieblingsstrecke. Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll zu schwärmen: Die panoramareichen Serpentinen hinunter nach Haíra im Tal der tausend Palmen, die Umrundung des beeindruckenden Vulkans Monte Corona, die spektakuläre Querfahrt am Klippenrand zum grandiosen Aussichtspunkt Mirador del Río, einem weiteren von Cesár Manriques Meisterwerken, die wunderschöne Abfahrt durch die Lavafelder hinunter nach Órzola, dem nördlichsten Dorf Lanzarotes, oder die genussreiche Fahrt zurück entlang der Nordostküste: Eine Aneinanderreihung von Höhepunkten, die ihresgleichen sucht.
Und weil es so schön ist und die Motivation mit jedem Kilometer steigt, führt die Runde auch nicht auf direktem Weg zurück nach Guatiza, sondern wartet noch mit einem lohnenden Umweg auf.
Direkt an der Hauptstraße liegt Manriques wohl bekanntestes und schönstes Werk, Jameos del Agua, ein an mehreren Stellen eingestürzter Lavatunnel, der von Manrique zu der architektonischen Hauptattraktionen Lanzarotes inklusive zweier Restaurants, einer Konzerthalle, einem Swimmingpool und einem Museum ausgebaut wurde. Genau hier zweigt eine kleine Straße rechts ab und führt durch die Lavafelder des Malpais de la Corona zurück hinauf nach Máguez und Haría, ein Highlight, das man sich nicht entgehen lassen sollte.
Von Haíra folgt eine Abfahrt hinunter nach Arrieta, wo einen nur noch wenige flache Kilometer vom Ausgangspunkt trennen. Eine fantastische Runde!
Guatiza, entlang der Avenida Garafia
Guatiza - El Mojón - Los Valles - Ermita de las Nieves - Haría - Mirador del Río - Ye - Órzola - Jameos del Agua - Máguez - Haría - Arrieta - Guatiza