Wer auf das jährlich im März ausgetragene Profirennen Strade Bianche und den regelmäßig vom Giro d'Italia besuchten Colle delle Finestre steht, der kommt auch auf dieser Runde durch Südkärnten auf seine Kosten: ein Schotterpass, wie ihn sich Rennrad-Traditionalisten erträumen, eingebaut in eine anspruchsvolle und landschaftlich wie historisch überaus interessante Runde.
Gestartet wird in Ferlach, dem Hauptort des Rosentals. Man sucht sich einen Weg durch den Ort zur B85 der Rosental Straße, der man die nächsten 25 Kilometer folgt. Östlich von Ferlach kann man es sich dank des geringen Verkehrsaufkommens ruhig erlauben, die Bundesstraße zu befahren. Und so geht es entspannt ohne Orientierungsschwierigkeiten ostwärts, wobei einen der Anstieg hinauf zur Abzweigung zum Freibacher Stausee doch ganz schön ins Schwitzen bringt. Angesichts der noch zu bewältigenden Höhenmeter sollte man die steilen Rampen bei St. Margareten zu diesem frühen Zeitpunkt der Runde nicht allzu motiviert angehen.
Es folgt die Abfahrt hinunter nach Galizien, und da ab der Einmündung der L107 doch etwas mehr Verkehr herrscht, zahlt es sich aus auf die kleinen Straßen entlang der Vellach auszuweichen und diesen bis Sittersdorf zu folgen.
Nach einem kurzen Anstieg biegt man nach dem Sonnegger See rechts ab nach Tichoja und Altendorf und man kann sich schon für den zweiten Anstieg des Tages bereit machen, den nicht allzu langen, dafür umso knackigeren Hemmaberg. Vom höchsten Punkt der Straße wären es zu Fuß nur einige Minuten auf den Gipfel, wo sich die Ausgrabungen einiger frühchristlicher Kirchen aus dem 5. Jahrhundert befinden. Dafür haben wir heute natürlich keine Zeit, folgt doch nach der kurzen Abfahrt hinunter nach Globasnitz der Höhepunkt der Tour, der Luschasattel. Neben dem Hemmaberg hat Globasnitz noch weitere Sehenswürdigkeiten zu bieten, einerseits die schöne romanisch-gotische Pfarrkirche, andererseits das groteske Schloss Elberstein, das seit den 70er Jahren in Eigenregie und Handarbeit vom gelernten Tischler Hans Elbe (daher auch der Name Schloss Elberstein) erbaut wurde.
Nachdem wir aber nicht zum Sightseeing sondern in ernsthafter Mission unterwegs sind, wird nicht lange gefackelt und die etwa zehn Kilometer und 730 Höhenmeter auf den Luschasattel in Angriff genommen. Bei der Straße handelt es sich zwar um eine Landesstraße, dennoch ist diese Auffahrt auf den Pass großteils nicht asphaltiert. Im unteren Bereich ist die Straße noch recht komfortabel zu befahren. Im oberen Bereich sollte man sich allerdings nicht über befremdete Blicke und so manchen Kommentar der Mountainbiker zur Wahl des Rades wundern. Wir kümmern uns aber nicht darum, lassen die Mountainbiker den hinter uns aufgewirbelten Staub schlucken, um uns hinter der nächsten Serpentine dennoch fluchend zu fragen, wann endlich wieder der dem Rennrad eigentlich bestimmte Untergrund erreicht wird.
Oben auf der Passhöhe ist es dann so weit und auf dem heiß ersehntem Asphalt folgt eine enge steile Abfahrt hinunter in den Leppengraben und nach Bad Eisenkappel. Noch zu Beginn der Abfahrt nur zwei Kilometer nach dem höchsen Punkt kommt man an der Abzweigung zum Peršmanhof vorbei. Die heutige Gedenkstätte mit einem Museum zu Geschichte und Widerstand der Kärntner Slowenen diente im zweiten Weltkrieg als Partisanenstützpunkt und erlangte durch das Massaker an elf Zivilisten, vier Erwachsenen und sieben Kindern, durch Mitglieder eines SS-Regiments kurz vor Kriegsende traurige Berühmtheit. http://www.persman.at/museum
In Bad Eisenkappel sollte man unbedingt noch die Trinkflaschen auffüllen, denn auch der noch anstehende vierte Anstieg des Tages auf den Schaidasattel verlangt einem noch einiges ab. Zunächst geht es mit nur geringem Höhengewinn durch den ruhigen und idyllischen Ebriachgraben. Sobald man aber das Gasthaus Srienc erreicht, wo links die Sackstrasse durch die schöne Trögerner Klamm abzweigt, ist es vorbei mit der Gemütlichkeit. Auf den nächsten fünf Kilometern sind immerhin noch knapp 400 Höhenmeter zurückzulegen und die Steigung klettert einige Male auf deutlich über zehn Prozent.
Auf der anderen Seite geht es ebenso steil hinunter und wer sein letztes Pulver am Schaidasattel verschossen hat, der wird es jetzt bitterlich bereuen, denn es warten noch 5 Kilometer mit zwar moderater aber doch kontinuierlicher Steigung hinauf nach Zell Pfarre. Dann aber ist es geschafft. Die Karawanken zeigen sich von ihrer schönsten Seite und unter der Koschuta geht es nur noch bergab bis zum Ausgangspunkt.
Wer so tickt wie ich und sich auch nach vielen Rennradjahren noch über jeden Hunderter freut, muss noch eine 3 Kilometerschleife in Ferlach einbauen. 97 Kilometer hat sich diese Runde nämlich definitiv nicht verdient.
Ferlach, öffentlicher Parkplatz Ecke Postgasse – Waidischer Strasse
Ferlach - St. Margareten im Rosental - Sittersodorf - Hemmaberg - Globasnitz - Luschasattel - Bad Eisenkappel - Schaidasattel - Zell Pfarre - Ferlach
Lange Schotterpassage auf den Luschasattel