Wie oft hört man, dass Tirol dem Rennradfahrer außer Verkehr nicht viel zu bieten hat. Und für einen nicht unerheblichen Teil des Tiroler Straßennetzes mag das auch stimmen. Doch wenn man etwas genauer hinschaut, dann entdeckt man die von uns geliebten kleinen, kaum befahrenen Straßen auch in Tirol. Vielleicht etwas spärlicher und mühsamer zu finden als in anderen Regionen, aber doch so gesät, dass sich daraus schöne Rennrad-Runden formen lassen. In diesem Fall kommt eine wunderschöne und ruhige Runde im Kaiserwinkl hart an der Bayerischen Grenze heraus, die die übermächtig erscheinenden Bundesstraßen fast vollständig vermeidet.
Der Kaiserwinkl ist ein touristisch gut erschlossenes Tal, das vom Inntal bei Kufstein ostwärts bis ins Bayerische Reit im Winkl verläuft. Zwischen den Chiemgauer Alpen im Norden und dem Kaisergebirge im Süden verlaufen durch diese sanfte, bäuerlich geprägte Landschaft etliche kleine und kaum befahrene Sträßchen, die Ziel dieser Runde sind.
Gestartet wird in Ebbs, dem tiefstgelegenen Ort Tirols. Vom Parkplatz beim Freizeitzentrum geht es mehr oder weniger flach nach Niederndorf, wo dann bereits der Hauptanstieg des Tages wartet.
Der Niederndorferberg ist ein Höhenzug an der Bayerisch-Tirolerischen Grenze. Steil zieht die Straße zu den verstreuten Siedlungen und Höfen hinauf und bis zum höchsten Punkt gilt es immerhin 500 Höhenmeter zu überwinden. Kaum oben angekommen, geht es auch schon wieder hinunter zur Wildbichler Straße und hügelig weiter nach Rettenschöss.
Bald danach rollt man durch die Schwemm, Nordtirols größte erhaltene Moorlandschaft. Mittlerweile ist man stolz auf dieses Naturschutzgebiet und weiß es auch touristisch zu nutzen, allzu lange ist es allerdings nicht her, dass heftige Diskussionen an den Plänen vermeintlich findiger Touristiker entbrannten, deren Ziel es war, dieses Moorgebiet trocken zu legen und durch einen Golfplatz zu ersetzen.
Bei Walchsee muss man für zwei Kilometer auf die Bundesstraße, dann geht es allerdings wieder auf wunderschönen kleine Wegen und Straßen nach Kössen. Nach der Ortsdurchquerung von Kössen folgt ein weiterer Anstieg, der Moserberg. Aufgrund der wunderbaren Blicke über den Kössener Kessel und das Kaisergebirge mit seinen beiden Ketten, dem Wilden- und dem Zahmen Kaiser, verwundert es nicht, dass sich den Traum vom Eigenheim hier an diesen wunderschönen Sonnenhängen immer mehr Kössener verwirklichen.
Der Anstieg ist rasch erklommen und nach einer schnellen Abfahrt erreicht man kurz darauf den östlichen Wendepunkt der Runde. Unmittelbar vor der Grenze zu Bayern biegt man rechts auf die B172 ab, auf der es weiterhin bergab zurück nach Kössen geht.
Noch bevor man den Ort erreicht, verlässt man die Bundesstraße und die noch ausstehenden gut 20 Kilometer laden zum Genießen ein. Verkehr ist nur während einer kurzen Fahrt auf der Bundesstraße bei Durchholzen anzutreffen, ansonsten schlängeln sich die schmalen aber durchwegs asphaltierten Straßen von Hof zu Hof. Immer wieder ergeben sich schöne Blicke über den Kaiserwinkl, seine ihn umgebende Bergwelt und natürlich den Walchsee, an dessen Südufer unsere Route vorbeizieht.
Nach einer letzten, nicht allzu langen, dafür aber recht steilen Steigung hinauf nach Buchberg erreicht man einen Aussichtspunkt der Extraklasse. Der wunderbare Blick über das unter uns liegende Inntal, von Kufstein bis weit hinaus in die Bayerische Ebene, lädt zu einer kurzen Pause ein, bevor es dann nur noch bergab hinunter nach Ebbs geht.
Ebbs, Gießenweg, Parkplatz beim Erlebnis- und Freizeitpark
Ebbs - Niederndorf - Niederndorferberg - Hatzenstätt - Rettenschöss - Walchsee - Kössen - Lanz - Thurnbichl - Durchholzen - Buchberg - Ebbs