Großartige Runde in den bayerischen Voralpen mit der Valepp-Schlucht als landschaftlichem Highlight.
Ausgangspunkt dieser phantastischen Runde ist der als „Parkplatz am See“ gut angeschriebene große Gratis-Parkplatz im Zentrum von Gmund am Tegernsee. Es geht zunächst am westlichen Seeufer entlang nach Rottach-Egern, wobei man je nach Geschmack auf der eher verkehrsreichen Hauptstraße oder wesentlich ruhiger, dafür etwas umständlich und eckig auf den Radwegen durch Bad Wiessee, Altwiessee und Ringsee fährt. Den Abstecher in den Weiler Holz gleich zu Beginn mit schönen Blicken hinunter auf den Tegernsee sollte man aber auf jeden Fall mitnehmen.
Und wenn man über den See zum anderen Seeufer schaut, fällt einem einerseits das einstige Kloster und später verweltlichte Schloss Tegernsee mit der weithin bekannten Brauerei auf und andererseits der tiefe Einschnitt am süd-östlichen Seeufer, aus dem die Rottach rinnt und in das wir hinein müssen.
Vorher gilt es allerdings, in Rottach-Egern die richtige Abzweigung zu finden und den Wegweiser Richtung Enterrottach und Valepp nicht zu übersehen.
Nach Rottach-Egern wird es zunehmend ruhiger und es geht der Rottach entlang talein. Nach der Mautstation, dank der die Straße herrlich verkehrsarm ist, nimmt die Steigung deutlich zu und an der Moni-Alm vorbei geht es zu einem kleinen Pass, dem Wechsel. Nach dem Wechsel wird es, falls das überhaupt möglich ist, landschaftlich noch schöner als bis hierher. Grandios zieht die schmale Straße durch das teilweise schluchtartige Tal der Weißen Valepp. Vor lauter in die Gegend schauen, sollte man aber doch den ein oder anderen Blick nach vorne werfen. Der Gegenverkehr, insbesondere durch relativ große Linienbusse, kann ziemlich abrupt um die Ecke kommen.
Kurz vor dem Forsthaus Valepp zweigt man links ab. Hier ist übrigens auch der Ausgangspunkt einer der schönsten bayerischen Schitouren: das Schinderkar, wofür es heuer aber schon zu spät und aper ist. War die Straße bis hierher eine wenig befahrene Mautstraße, so ist der nun folgende Abschnitt noch nicht einmal das. Völlig verkehrsfrei zieht das schmale Asphaltsträßchen der Roten Valepp entlang hinauf zum Spitzingsee. Erst hier treffen wir wieder auf Verkehr und an den gut besuchten Terrassen der Seegasthäuser vorbei erreichen wir nach einem letzten kurzen Aufschwung den Spitzingsattel. Den Schliersee vor Augen geht es nun eine schnelle Abfahrt hinunter ins Tal, wo wir auf die B307 treffen. Wir biegen rechts Richtung Bayrischzell ab und, um dem Verkehr auf der B307 zumindest auf einigen Kilometern auszuweichen, kann man zwischen Hammer und Geitau auf eine parallel zur Bundesstraße verlaufende nette kleine Straße ausweichen. Ansonsten heisst es bis Bayrischzell einfach Augen zu und hinein in den Windschatten. Wir haben das Glück, dass uns der Windschatten von einer sich ins Bayerische herüber verirrten Tiroler-Gruppe geboten wird. Wenn man die Augen dann doch einmal nach vorne richtet, steht direkt voraus der Wendelstein, wegen seiner vorgeschobenen Lage einer der markantesten Berge Bayerns. Über die rechte Schulter des Wendelsteins, das Sudelfeld, führt die weitere Strecke.
In Bayrischzell beginnt dann also dieser Anstieg hinauf aufs Sudelfeld, in dessen felsigen Kehren und der kaum enden wollenden Schlussgeraden man sich kurzzeitig beinahe wie im Hochgebirge fühlt. Mit 320 Höhenmetern auf knapp 4 Kilometern stellt das Sudelfeld dann aber doch keine Hors-Categorie dar. Schön ist es trotzdem, genauso wie die Abfahrt auf der anderen Seite mit schönen Blicken hinunter ins Inntal und auf den Wilden Kaiser.
Nach einigen Kilometern trifft man auf die Tatzelwurmstraße, die von Oberaudorf heraufzieht und deren weiterem Verlauf hinunter nach Brannenburg wir folgen. Auch dieses Teilstück der Tatzelwurmstraße ist zu unserer Freude mautpflichtig und so stellt auch der Höhepunkt, ein 95 Meter langer einspuriger steiler Tunnel, kein Problem dar.
Unten im Inntal angelangt haben wir jetzt zwar zumindest am Papier die Hauptschwierigkeiten der Runde hinter uns, ganz sollte man das hügelige Streckenprofil gegen Ende der Tour aber nicht unterschätzen. Die nächsten 15 flachen Kilometer über Großholzhausen und dann auf dem in diesem Bereich tadellos asphaltierten Bodensee-Königssee-Radweg sollte man also etwas zur Regeneration nutzen. Und wem das noch nicht genug Regeneration ist, der soll es wie wir machen und sich in Bad Feilnbach beim Kistlerwirt im schattigen Biergarten mit einem Weißbier-Radler laben.
So gestärkt machen wir uns also auf die letzten 25 Kilometer, die aber, wie erwähnt, alles andere als leicht sind. Zuerst darf man in Gottschalling die mit einem Radweg-Zeichen markierte linke Abzweigung nicht übersehen, dann geht es auf netten kleinen Straßen bergauf. Nach einem kurzen erholsamen Flachstück kommt man zu einer Hofdurchfahrt. Von den 200 Metern Schotter braucht man sich nicht verunsichern zu lassen, denn unmittelbar nach dem Hof erreicht man wieder eine schöne Asphaltstraße und die Steigung nimmt sofort wieder zu. Kurz nach Nicklasreuth haben wir diesen Anstieg dann aber geschafft, es folgt eine kurze Abfahrt, wir überqueren die Hauptstraße, nur um dann unmittelbar in das steilste Stück des heutigen Tages zu fahren. Warum ausgerechnet der in der Steigung liegende Weiler Eben heißt, ist uns ein Rätsel, und zum Glück, wird es, kaum sind wir durch Eben durch, auch etwas flacher.
Nach einer steilen Abfahrt erreicht man Agatharied, von wo es die letzten Kilometer in gleicher Tonart auf verkehrsfreien kleinen hügeligen Straßen zurück nach Gmund geht.
Das Tegernsee-Hell haben wir uns nach dieser wunderschönen aber anstrengenden Runde redlich verdient.
Gmund am Tegernsee, Fischerweg: Parkplatz am See
Gmund am Tegernsee - Bad Wiessee - Rottach-Egern - Wechsel - Spitzingsattel - Bayrischzell - Sudelfeld - Brannenburg - Großholzhausen - Bad Feilnbach - Niklasreuth - Wörnsmühl - Agatharied - Gmund