Restlos geklärt ist die Herkunft der Zimbern ja nicht. Sind sie Nachfahren von in der Antike Richtung Süden ausgewanderten Dänen, sind sie Nachfahren versprengter Goten oder Langobarden, oder doch - der meist verbreiteten Theorie entsprechend - Handwerker und Bauern aus dem bayerischen Raum, die im 11. und 12. Jahrhundert die bis dahin menschenleeren Hochebenen nördlich von Verona und Vicenza besiedelt haben? Auf jeden Fall handelt es sich bei den von den Zimbern besiedelten Gebieten um Sprachinseln, wo am weitesten südlich autochthon ein deutscher Dialekt gesprochen wird. Eine dieser Sprachinseln, in die uns diese Runde führt, befindet sich nördlich von Vicenza auf der Hochebene der sieben Gemeinden, zimbrisch: Hoga Ebene bon siben Komoine. Und auch wenn Sprachwissenschaftler wohl etwas enttäuscht sein werden, denn das Zimbrische wurde in dieser Gegend fast vollständig vom Italienischen ersetzt, Rennradfahrer kommen hier allemal auf ihre Kosten.
Ausgangspunkt dieser Runde ist das unmittelbar am Fuß der Alpenausläufer gelegene Bassano del Grappa. Und weil Kultur ja auch nicht zu kurz kommen soll, passiert man gleich zu Beginn der Runde die Ponte degli Alpini, eine überdachte Holzbrücke aus der Renaissance. Sobald man sich seinen Weg durch die Touristenströme gebannt hat, ist es dann aber vorbei mit dem Sightseeing und der Hauptanstieg des Tages beginnt. Zunächst ist die Steigung noch gnädig mit einem, richtig hart wird es aber, nachdem man kurz nach dem kleinen Ort Pradipaldo die Hauptstraße verlässt. Eine kleine Straße zieht serpentinenreich nach oben, und im rein südseitig ausgerichteten, sonnenexponierten Hang kommt es einem noch wesentlich steiler vor als die ohnehin erreichten 20%.
In Rubbio ist das Härteste dann aber überwunden. Es folgt eine schöne aussichtsreiche Fahrt hinüber nach Conco und Lusiana, zwei der sieben zimbrischen Gemeinden. In Lusiana wurde 1946 Sonia Maino geboren. Bekannt wurde sie allerdings nicht unter ihrem Mädchennamen Maino, der häufigste Name in Lusiana, wo es sogar ein eigenes Viertel namens Maini gibt, sondern als Sonia Gandhi, nach ihrer Heirat mit dem späteren indischen Premierminister Rajiv Gandhi. Sie selbst ist nach wie vor Vorsitzende der indischen Kongresspartei.
Von Lusiana geht es dann noch einmal 500 Höhenmeter bergauf, allerdings lange nicht so steil wie zuvor auf die Hochebene. Nach einer langen Querung mit schönen Blicken über die venezianische Tiefebene erreicht man den höchsten Punkt der Runde knapp unter dem Monte Corno.
Während es an Werktagen angenehm ruhig ist, hat man an heißen Sommer-Wochenenden das Gefühl, ganz Venetien pilgert hier herauf. Macht aber nichts, weil die Straßen trotzdem frei sind. Klappstühle und -tische werden aufgebaut, am Straßenrand reiht sich Camper an Camper, es wird gewandert und gejausnet: man kommt sich fast wie beim Giro vor. Es gibt wahrlich Schlimmeres!
Es folgt eine grandiose 800-Höhenmeter-Abfahrt, dann ist man im Hügelland angekommen, durch das es zurück Richtung Bassano geht. Im schönen mittelalterlichen Städtchen Marostica, das komplett von einer schon von weitem sichtbaren Stadtmauer umgeben wird, bietet es sich an, ein Espresso in einem der netten Cafés am Hauptplatz zu schlürfen. Auf den letzten Kilometer zurück zum Ausgangspunkt können dann schon Pläne für die nächste Ausfahrt geschmiedet werden.
Bassano del Grappa, Parcheggio Prato 1, Via Santa Caterina
Bassano del Grappa - Valrovina - Pradipaldo - Rubbio - Conco - Lusiana - Rifugio Monte Corno - Mortisa - Busa - Salcedo - Marostica - Bassano del Grappa