Es ist ein warmer, sonniger und windstiller Samstag-Nachmittag Ende Mai, mit einem Wort: ein herrlicher Radtag! Und trotzdem bin ich nicht irgendwo draußen auf der Suche nach neuen Straßen, sondern sitze mit zugezogenen Jalousien auf dem Ergometer vor dem Fernseher. Schuld daran ist die vorletzte Etappe des 100. Giro d’Italia, die mich voll in ihren Bann zieht. Nach Überquerung des Monte Grappa erreicht der Kampf um das Maglia rosa auf dem letzten Anstieg dieses Jubiläums-Giro seinen Höhepunkt. Und dieser letzte Anstieg hinauf nach Foza lässt keinen Zweifel aufkommen: Diese grandiose serpentinenreiche Straße gehört in unser Roadbook!
Nur eine Woche später ist es soweit. Bassano del Grappa ist ein wunderbarer Ausgangspunkt für Rennradtouren, sowohl in die venezianische Tiefebene als auch in die unmittelbar hinter Bassano del Grappa aufragenden Alpenausläufer.
Der oben erwähnte Anstieg, der im Mittelpunkt dieser Runde steht, zieht vom tief und schmal eingeschnittenen Tal der Brenta hinauf nach Foza. Foza liegt auf der Hochebene von Asiago und ist eine der sieben zimbrischen Gemeinden, in denen sich lange ein alter deutscher Dialekt, das Zimbrische, halten konnte.
Die Fahrt von Bassano durch das Brentatal führt am östlichen Ufer auf einer kleinen Straße flussaufwärts. Sie verläuft zwar etwas verwinkelt, taugt aber allemal zum Einrollen; auf der besser ausgebauten Straße auf der anderen Flussseite wird später der Rückweg verlaufen.
Nach 14 Kilometern ist Valstagna erreicht. Der nette kleine Ort ist bei unserem Besuch noch ganz in Rosa gekleidet und man fühlt sich schon im besonderen Maße beflügelt, nur eine Woche nach den Radstars den nun folgenden Anstieg nach Foza in Angriff zu nehmen.
In Rund 20 Kehren schlängelt sich die Straße hinauf auf das Hochplateau von Asiago und obwohl es immerhin 900 Höhenmeter zu überwinden gilt, meint es dieser Anstieg gut mit uns. Nicht nur, dass so eine grandiose Straße in herrlicher Landschaft einfach nur Spaß machen kann, es halten sich auch die Schwierigkeiten vornehm zurück und nur selten werden mehr als sechs bis sieben Steigungsprozente erreicht: ein Anstieg für Genießer.
Während der Giro in Foza Richtung Asiago abgebogen ist, ist unser Anstieg noch nicht zu Ende. Nach einem zwei Kilometer langen Flachstück folgen noch einmal drei Kilometer Steigung und knapp 300 Höhenmeter hinauf in das schöne Almengebiet von Marcesina. Traumhaften Blicke in die Dolomiten garnieren eine grandiose Schleife, die zum höchsten Punkt der Runde, dem kleinen Schigebiet Enego 2000, führt. Was für eine herrliche Rennradstrecke!
Es folgen über 1000 Höhenmeter Abfahrt hinunter ins Tal der Brenta. Dabei passiert man den Hauptort der Region Enego, das ebenfalls zu den Sieben Gemeinden zählt.
Am Talboden angekommen, überquert man Brenta und Schnellstraße und befindet sich schon im nächsten Anstieg. Vorbei an der Festung von Primolano geht es nach Fastro und von hier weiter auf einem einsamen Sträßchen auf die Sella della Val Nevera.
Ebenso idyllisch, wie es die eine Seite hinauf gegangen ist, geht es auf der anderen Seite hinunter in das kleine Dorf Arsie und dann dem schönen Stausee Lago del Corlo entlang auf einem kleinen, auf weiten Teilen für den Autoverkehr gesperrten Sträßchen wieder hinaus ins Brentatal.
Bei Cismon kann man auf einer Hängebrücke die Brenta überqueren, und dann geht es mit sanftem Gefälle und - hoffentlich - Rückenwind der Brenta entlang talaus nach Valstagna und Bassano del Grappa.
Bassano del Grappa, Parcheggio Prato 1, Via Santa Caterina
Bassano del Grappa - Solagna - Valstagna - Foza - Enego 2000 - Enego - Primolano - Sella della Val Nevera - Arsiè - Rocca - Cismon del Grappa - Valstagna - Campolongo sul Brenta - Bassano del Grappa