Obwohl der Großraum Oslo die dichtest besiedelte Region Norwegens ist, kommen hier nicht nur Stadtliebhaber auf ihre Kosten. Speziell der Oslofjord mit seinen schönen Stränden und abertausenden Inseln, den Schären, hat sich zu einem wahren Ferien- und Erholungs- El Dorado entwickelt. Aber auch für den Rennrad-Fahrer gibt es hier inmitten der ältesten Siedlungen Norwegens mehr als genug schöne und ruhige Straßen, wie diese lohnende Runde am Westufer des Oslofjords beweist.
Ausgangspunkt ist der kleine verschlafene Ort Asgardstrand, einer der typischen Orte entlang der Südküste. Er wurde ursprünglich als Badeort angelegt, hat sich dann aber immer mehr als Sommerresidenz für Künstler etabliert. Unter anderen der bekannteste norwegische Maler Edvard Munch hat hier über viele Jahre seine Sommer arbeitend in einem kleinen Häuschen, das jetzt als Museum dient, verbracht.
Vom Parkplatz am Hafen geht es zunächst kurz bergauf, bevor man sich am westlichen Ortsrand Richtung Norden wendet. Die Sorge über zu viel Verkehr wird rasch zerstreut. Denn erstens sind die norwegischen Autofahrer großteils sehr rücksichtsvoll und zweitens hat fast jede größere Straße einen parallel dazu verlaufenden breiten Radweg.
Ein richtiger Fahrfluss will trotzdem nicht aufkommen, denn schon nach wenigen Kilometern erreicht man Borre, wo man an den lokalen Sehenswürdigkeiten nicht achtlos vorbeifahren sollte. Die schöne Kirche ist eine der besterhaltensten mittelalterlichen Kirchen Norwegens und gleich anschließend findet man das Gräberfeld von Borre, das die meisten Wikinger-Grabhügel ganz Skandinaviens enthält. Veranschaulicht wird das ganze im angeschlossenen, sehenswerten kleinen Museum.
Auf dem Radweg geht es weiter nach Horten, wo man kurz darauf den nördlichen Wendepunkt erreicht. Auf wunderbaren, verkehrsfreien Sträßchen geht es im Landesinneren südwärts bis Tønsberg. Tønsberg gilt als die älteste Stadt Norwegens und war zwischenzeitlich auch Hansestadt. Bei einer kleinen Schleife zum Hafenkai kommt man auch an etlichen Nachbauten der Jahrtausende alten Schifffahrtsgeschichte der Stadt vorbei, unter anderem an dem Nachbau eines Wikingerschiffes aus dem Jahr 820, das in Tønsberg bei Ausgrabungsarbeiten gefunden wurde.
Über eine der beiden Brücken setzt man über auf die Insel Nøtterøy und einige Kilometer später über eine weitere Brücke auf die Insel Tjøme. Beide Inseln sind übersät mit Ferien- und Wochenendhütten und -häusern, die das idyllische Landschaftsbild keineswegs stören. Norwegen, wie man es aus dem Bilderbuch kennt, und man kann sich leicht vorstellen, warum es im Sommer so viele Urlauber und Städter hier heraus zieht.
Beiden Inseln vorgelagert sind unzählbare der für Norwegen und Schweden typischen, während der Eiszeiten glatt geschliffenen Schären. Vor allem an der Südspitze Tjømens erreicht diese Inselwelt ihren landschaftlichen Höhepunkt, der während der Sommermonate viele Erholungssuchende anlockt. Dass dieser schöne Fleck den Namen Verdens Ende (Ende der Welt) verpasst bekam, ist nicht ganz verständlich, denn so schlimm ist es an diesem südlichen Ende des Oslofjords wirklich nicht.
Nachdem es hier aber auch für uns tatsächlich nicht mehr weiter geht, genehmigen wir uns eine Stärkung auf der Panorama-Terrasse des Verdens-Ende-Spiseriets, bevor es zurück Richtung Festland geht. Auf dem ganz überwiegenden Teil des Rückwegs gelingt es dabei sogar neue, bisher nicht befahrene Straßen zu finden. An Landschaft und Bebauung der Inseln und des angrenzenden Festlandes ändert das freilich nichts. Das ist aber auch nicht weiter schlimm, denn langweilig wird einem diese schöne Küste noch lange nicht.
Asgardstrand, Parkplatz am Hafen
Asgardstrand - Borre - Horten - Skoppum - Tønsberg - Nøtterøy - Tjøme - Verdens Ende - Tønsberg - Husvik - Asgardstrand