Diese Runde beweist einmal mehr, dass der Wienerwald nicht nur ein sehr schönes, sondern auch alles andere als ein leichtes Rennradgebiet ist. Was für ein Glück in unmittelbarer Nähe zur Großstadt solch fantastische Wälder, Straßen, Hügel und Ausblicke genießen zu können. Aber für einen guten Ausblick muss man erst einmal hinauf, und Auf und Ab bietet der Wienerwald und insbesondere diese Runde genug. Nie besonders lang, nie besonders steil, aber am Ende kommt doch eine fordernde und anstrengende Runde mit ansprechenden Höhenmetern heraus.
Ich lasse den Stadtverkehr gerne noch im Auto hinter mir, spätestens in Mauerbach, unserem heutigen Ausgangspunkt, hat man aber seine Ruhe. Entlang der Mauerbachstraße gibt es genügend freie Parkplätze, für die heutige Runde idealerweise in Höhe der Hohe Wand Wiese. Die Hohe Wand Wiese ist eine von 2 Schipisten im Wiener Stadtgebiet und 1986 immerhin Austragungsort eines Weltcuprennens. Obwohl Legenden wie Marc Girardelli und Ingemar Stenmark am Start waren, ging der weitgehend unbekannte Italiener Ivano Edalini als Sieger hervor.
Die Runde führt hinein nach Mauerbach, wo wir links Richtung Gablitz abzweigen und eine erste kleine Kuppe zu bewältigen haben. Gablitz ist rasch erreicht und an der B1 zweigen wir rechts ab Richtung Riederberg und Tulln. Die B1, die über 326 Kilometer von der Wiener Urania bis zum Walserberg bei Salzburg führt, war vor dem Bau der Westautobahn die wichtigste Ost-West-Verbindung Österreichs. Von dieser einstigen Bedeutung ist zum Glück nicht mehr viel zu merken und der moderate Anstieg nach Riederberg ist rasch geschafft. Und nur um jetzt keine falsche Euphorie aufkommen zu lassen, die beiden hinter uns liegenden Anstiege sind die mit Abstand leichtesten der gesamten Runde.
Vom Riederberg folgt eine schöne gut ausgebaute Abfahrt. Die erste Kurve heißt bezeichnenderweise Aussichtskurve mit einem schönen Blick auf die am Fuss des Wienerwaldes liegenden Dörfer. Nach der fünften Kurve, der Fuchs-Kurve, zweigen wir rechts ab und über schöne Landstraßen fahren wir über Ollern nach Katzelsdorf, wo der Anstieg auf den Tulbinger Kogel beginnt. In moderater Steigung geht es die langgezogenen Kurven hinauf mit schönen Blicken hinunter ins Tullnerfeld. Beim Passauerhof zweigen wir links ab und in weiteren zwei Kilometern geht es hinauf zum „Berg“hotel Tulbingerkogel. Es folgt eine kurze Abfahrt durch den gleichnamigen Ort hinunter zu der von Mauerbach heraufkommenden Straße, wo wir links Richtung Hainbuch abzweigen. Man sucht sich den Weg nach Unterkirchbach und hier hat man dann den Beweis, dass es im Wienerwald doch auch steil sein kann. 20% zeigt das Verkehrsschild hinauf nach Oberkirchbach an und genauso fühlt es sich auch an. Zum Glück nimmt in Oberkirchbach die Steigung rasch ab und bald darauf folgt eine längere Abfahrt über Arzgrub und Hintersdorf hinunter nach St.Andrä-Wördern, begleitet wie fast überall im Wienerwald vom Geruch des im Frühling am Straßenrand wuchernden Bärlauchs.
In St.Andrä-Wördern folgen ein paar Kilometer auf der Hauptstraße Richtung Klosterneuburg, der Verkehr ist allerdings nicht sehr schlimm und schon nach kurzem können wir in Greifenstein, dem Wegweiser zur Burg Greifenstein folgend, auf eine kleine schmale Straße abzweigen und der anspruchsvollste Anstieg des Tages hinauf nach Hadersfeld erwartet uns. Bald ist aber auch dieser geschafft und es folgt eine steile Abfahrt durchs Klosterneuburger Villenviertel mit schönen Blicken auf das Stift Klosterneuburg und auf Wien.
In Klosterneuburg suchen wir uns den Weg zum Stadtplatz und zum Busbahnhof, wo wir wieder rechts abbiegen und am Landesklinikum vorbei hinauf zum Stift und zum historischen Stadtkern fahren. Etwas mühsam durchs Klosterneuburger Einbahnstraßengewirr gelangen wir zur Weidlinger Straße am Fuss des Kahlenberges, dem 2016 die Österreich-Rundfahrt mit einer Mini-Bergankunft eine Besuch abgestattet hat.
Entlang des Weidlingbaches geht es in sanfter Steigung talein. Nach einiger Zeit nimmt die Steigung leicht zu und die Straße schlängelt sich in wunderschönen Serpentinen hinauf zur Wiener Stadtgrenze, die wir beim Grüass Di a Gott Wirt erreichen. Hier ist es dann aber vorbei mit der Gemütlichkeit und das berüchtigte Kopfsteinpflaster der Wiener Höhenstraße erwartet uns auf den nächsten fünf Kilometern. Zwar mühsam, aber irgendwie gehört es zum Rennradfahren in und um Wien einfach dazu.
Bald haben wir die Kopfsteinpflasterpassage aber geschafft, worüber wir auch nicht böse sind und auf perfektem Asphalt geht es noch ein Stück bergab. In Neuwaldegg erwarten uns zwei Kreisverkehre. Im ersten fahren wir Richtung Hütteldorf, im zweiten Richtung Tulln und die letzte Steigung des Tages auf den Exelberg erwartet uns. Auch diesen letzten Anstieg sollte man nicht unterschätzen, zwar auch wieder nicht besonders lang und besonders steil, aber durch das ständige Auf und Ab merkt man die Anstrengung mittlerweile doch. Herrliche Blicke hinunter auf Wien entschädigen aber allemal für die Mühen und man wundert sich immer wieder wie nahe am Großstadttrubel man seine Ruhe hat und ein Naturerlebnis besonderer Art genießen kann.
Knapp unter dem Sendeturm am Exelberg ist der höchste Punkt der gesamten Runde erreicht und über die Sophienalpe geht es nur noch bergab nach Mauerbach und zum Ausgangspunkt.
Mauerbach, Parklplätze entlang der Mauerbachstraße in Höhe der Hohe Wand Wiese
Mauerbach - Allhang - Riederberg - Ollern - Katzelsdorf - Tulbinger Kogel - Unterkirchbach - Arzgrub - Hintersdorf - St.Andrä-Wördern - Greifenstein - Hadersfeld - Klosterneuburg - Weidling - Höhenstrasse - Neuwaldegg - Exelberg - Sophienalpe - Mauerbach
5 Kilometer Kopfsteinpflaster auf der Wiener Höhenstraße