Es müssen nicht immer sportliche Herausforderungen sein, die einen aufs Rennrad treiben. Auch der Wunsch nach einem entspannten Tag, nach frischer Luft, nach einem guten Kaffee und die Neugier auf neue Land- und Ortschaften sind ebenso gute Gründe. All dies und dazu noch eine besondere Skurrilität hat diese schöne Runde zu bieten.
Gestartet wird in Orthez und bald, nachdem man den Verkehr der emsigen Kleinstadt hinter sich gelassen hat, taucht man ein in die sanfte Hügellandschaft des Béarn, einer der historischen Provinzen Frankreichs. Hier scheint die Uhr tatsächlich etwas langsamer zu schlagen und unwillkürlich passt sich unser Tempo der Umgebung an.
Auf verkehrsfreien Straßen geht es durch verträumte Dörfer in südöstlicher Richtung nach Navarrenx, der ersten von drei Attraktionen dieser Runde.
Die kleine, einst wehrhafteste Stadt des Béarn wird seit dem 16. Jahrhundert komplett von einer massiven Stadtmauer umgeben und die dahinter eingebetteten Gassen und Plätze laden zum Verweilen und Flanieren ein. Wer glaubt, dass hier hauptsächlich über Rotwein, Café au lait und das allerorts gespielte Pétanque diskutiert wird, der irrt allerdings. Man glaubt es kaum, doch der unter der Stadt vorbei fließende Gave d’Oloron ist einer der beliebtesten Lachsflüsse Europas und eben in Navarrenx finden alljährlich die Angel-Weltmeisterschaften nach atlantischem Wildlachs statt. Kein Wunder also, dass auch ein Kreisverkehr vor der Stadt von einem überdimensionalen Lachsfischer aus Edelstahl verschönert wird.
Nach erfolgter Einkehr folgt man dem Gave d’Oloron weiter flussabwärts. Auf den nächsten 20 Kilometern warten auch keine Hindernisse oder Schwierigkeiten. Zumindest derzeit noch, denn das kleine 130-Einwohner Dorf Laàs hat Großes vor. Das wie viele Dörfer der Umgebung nicht gerade von Reichtum und wirtschaftlichen Erfolg gesegnete Dorf hat sich ausgerechnet Monaco zum Vorbild erkoren und will demnächst ein eigenes Fürstentum ausrufen. Dass sie es durchaus ernst meinen, beweisen die Bewohner von Laàs allein dadurch, dass Grenzschranken und Zollhäuschen bereits aufgestellt sind. Doch es gibt auch Skeptiker: In einer lokalen Zeitung hat sich kürzlich eine ältere Bäuerin beschwert, dass sie schon überall spöttisch als Prinzessin von Laàs angesprochen wird.
Noch funktioniert die Durchreise durch das Möchtegern-Fürstentum problemlos und es drängt sich der Verdacht auf, dass das auch noch einige Zeit so bleiben wird.
Einige Kilometer weiter flussabwärts liegt Sauveterre de Béarn. Die Stadt liegt an einer der wichtigsten mittelalterlichen Straßenverbindungen nach Spanien und der hervorragend und eindrucksvolle mittelalterliche Ortskern lässt ihre einstige Bedeutung erahnen. Teils rollend, teils die Räder tragend erkunden wir die Befestigungen des hübschen Städtchens, bevor wir uns in jetzt wieder hügeligerem Terrain auf die Rückfahrt nach Orthez begeben.
Orthez, Place du Foirail
Orthez - Navarrenx - Audaux - Laàs - Sauveterre de Béarn - Orion - Lanneplaà - Orthez