Ehrlich gesagt, sollte man den Titel dieser Tour nicht allzu ernst nehmen. Denn das “für Anfänger” bezieht sich eher auf die geographische Lage und leichte Erreichbarkeit der Runde am nördlichen Rand des Baskenlandes, als auf deren Charakteristik und Topographie. Auch wenn lange Anstiege fehlen, geht es doch in ständigem, kräftezehrenden Auf und Ab durch die Hügel der historischen Provinz Nieder-Navarra. Doch hat man bereits einige Trainings-Kilometer in den Beinen, bietet diese Runde Rennrad-Genuß vom Feinsten mit schönen Einblicken in Landschaft, Kultur und Architektur des Baskenlandes.
Briscous, der Ausgangsort dieser Runde, befindet sich unmittelbar an der Autobahn A64, die in Ost-West-Richtung von Toulouse nach Bayonne verläuft. Und südlich dieser Autobahn bis zu den imposanten Gipfeln der Pyrenäen breitet sich ein wahres Rennrad-Paradies aus. Zahlreiche Kleinstraßen verlaufen durch die dünn besiedelten Hügel und es fällt einem nicht schwer, sich hier im französischen Baskenland wohlzufühlen und auf seine sportlichen Kosten zu kommen.
La Bastide-Clairence ist der erste Ort, den man erreicht. Der nette Ort hat es dank seiner typisch baskischen Fachwerkhäuser auf die Liste der schönsten Dörfer Frankreichs, einer begehrten kulturtouristischen Auszeichnung, geschafft. Für eine Espresso-Pause ist es allerdings noch zu früh, für ein ausführliches Sightseeing nehmen wir uns nicht die Zeit und so geht es ohne Unterbrechung weiter Richtung Süden. Kreuz und quer und auf und ab ziehen die kleinen Sträßchen durch versprengte Weiler und Höfe, vorbei an Schafherden, Kühen, Pferden und Eseln und unzähligen über uns kreisenden Greifvögel, darunter eine nicht unerhebliche Anzahl an Gänsegeiern, die imposante Schatten auf die Felder werfen. Verschnaufpausen gibt es wenig, zu Schauen gibt es viel. Und so gestaltet sich die Fahrt bis zum südlichen Wendepunkt kurz nach dem netten Ort Ossès recht kurzweilig.
Hier wartet dann die Hauptsteigung des Tages. Eine kleine einsame Straße führt hinüber in das Tal der Nive, und auch wenn nur knapp über 200 Höhenmeter zu überwinden sind und nicht einmal 350 Meter Seehöhe erreicht werden, so bekommt man doch einen recht guten Einblick, was es heißt, in den Pyrenäen bergauf zu fahren: steil, heiß, eng, einsam und landschaftlich grandios: das lassen wir uns gefallen.
Bei Bidarray erreicht man das Tal der Nive. Man kommt an der mittelalterlichen Brücke Noblia vorbei, die seit jeher ein frequentierter Übergang vieler Pilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela ist. Flussabwärts geht es weiter in Richtung Itxassou, wobei sich das Tal zunehmend verengt und man sich auf einer idyllischen Straße den Fluss entlang schlängelt.
Ab Itxassou wird das Gelände dann wieder weiter, 30 Kilometer fehlen aber noch bis zum Ausgangspunkt. Und diese 30 Kilometer sind doch, wie könnte es auch anders sein, gespickt von zahlreichen, zum Glück nur kurzen Anstiegen.
Auch wenn der Blick zumeist nach vorne Richtung Ziel gerichtet ist, so zahlt sich doch vor allem auf den letzten Hügeln der ein oder andere Blick zurück auf den Verlauf der Runde und die dahinter aufragenden Berge aus. Blicke, die die Motivation noch einmal merklich steigern und einen schnurstracks zurück zum Auto tragen.
Briscous, öffentlicher Parkplatz im Ortszentrum
Briscous - La Bastide-Clairence - Hélette - Ossès - Bidarray - Itxassou - Jatxou - Briscous