Mit ihren über 90 Kilometern Länge, die den gesamten West- und Nordwestteil der Insel einnehmen, bietet die Serra de Tramuntana zahlreiche Tourenmöglichkeiten. Es wird wohl kaum einen europäischen Radfahrer geben, der nicht zumindest schon einmal an eine Mallorca-Reise gedacht hat. Und obwohl sich hier die ganze Welt trifft, ist Mallorca doch immer wieder eine (Rennrad)Reise wert. Bei dieser Runde erklimmen wir die Serra de Tramuntana von Osten und auch hier zeigt sie sich von ihrer besten Seite.
Vom Ausgangspunkt in Platja de Muro geht zunächst auf der MA-3433 Richtung Sa Pobla. Im Gegensatz zu Ausfahrten unter der Woche ist diese Straße am Wochenende tadellos zu befahren.
Man nimmt die erste Verbindungsstrasse zur MA-13, der man dann 2,5km folgt. Damit haben sich die weniger reizvollen Kilometer auch schon erledigt und das, was noch kommt, ist einfach herrlich.
Auf netten kleinen Strassen gehts nach Polenca. Polenca kann man entweder umfahren, oder man sucht sich einen Weg durchs Labyrinth aus kleinen Gässchen. Hinter Polenca eröffnet sich das gleichnamige Tal, dem man mit geringer Steigung taleinwärts folgt. Die Landschaft wird langsam gebirgiger und man schaut respektvoll auf die näherrückenden Berge. Nach ungefähr 6 km im Val Polenca zeigt uns eine Tafel, dass jetzt die Steigung beginnt: Coll de Femenia, 7,7km, 5,5%. Klingt ja nicht so schlimm, wenn nur die Nachmittagssonne Anfang Juni nicht so gnadenlos herunterbrennen würde. Wie mag sich das erst im Hochsommer anfühlen. Autos begegnen mir eher wenig, Radfahrer dafür doch etliche, obwohl die Hauptsaison für Mallorca-Radreisen längst vorbei ist.
Nach dem Pass geht es nur kurz hinunter, dann nach einer kurzen Gegensteigung noch einmal hinunter zum Kloster Lluc und vom Kloster noch einmal steil bergauf zum höchsten Punkt der heutigen Runde, dem Coll de sa Batalla mit seinen mäßig imposanten 576 Metern.
Oben am Pass zweigt übrigens auch die Straße zum höchsten Pass Mallorcas ab, dem Übergang unter dem Puig Major, den man in 16,5km und lediglich 200 Höhenmetern mehr erreichen würde. Die Auffahrt zum Pass ist aber definitiv von der anderen Seite, also von Soller, deutlich eindrucksvoller.
Die Abfahrt hinunter nach Caimari ist mindestens genauso schön wie die Auffahrt, und die Antwort auf die Frage nach der schöneren Passseite muss ich unbeantwortet lassen. Beide verdienen sich 5 Sterne.
In Caimari ist die Abfahrt dann vorbei, es ist aber noch nicht einmal die Hälfte der Runde geschafft und darum gehts noch nicht zurück Richtung Küste, sondern am Fuss der Serra de Tramuntana über Mancor de la Vall und Lloseta nach Alaro. Zwischen Lloseta und Alaro muss noch einmal ein zwar kurzer aber giftiger und erbarmungslos heisser Anstieg überwunden werden. Wunderschöne Blicke auf die eindrucksvoll geformten Berge Puig d’Alaro und es Penyal Decantat entschädigen allerdings reichlich.
In Alaro ist der westlichste Punkt der Runde erreicht. Ab jetzt geht es mehr oder weniger direkt die letzten 45km bis zum Ausgangspunkt zurück. Und nennenswerte Steigungen kommen auch nicht mehr.
Obwohl die Schwierigkeiten vorbei sind, zollt die Hitze ihren Tribut und ich muss in Binissalem einen „Tankstopp" einlegen. Wem es ähnlich geht, dem sei die Bar es Moli direkt an der MA-13a empfohlen. Ein herrliches Putenbrust-Käse-Tomaten-Sandwich, ein Cola und 2 Wasser für nur 5 Euro richten mich wieder auf und ich kann die Heimfahrt antreten.
Auf praktisch verkehrslosen Straßen geht es durch die Felder über Llubi nach Muro und weiter zur Küstenstraße und die letzten paar Kilometer zurück nach Platja de Muro.
Zusammenfassend kann man sagen: eine nicht nur wegen der Hitze anspruchsvolle Runde in herrlicher Landschaft.
Platja de Muro
Platja de Muro - Pollenca - Coll de Femenia - Lluc - Caimari - Mancor de la Vall - Lloseta - Alaro - Binissalem - Llubi - Muro - Can Picafort - Platja de Muro