Anspruchsvolle Runde im einsamen Mittelkärnten, die ihresgleichen sucht.
Ausgangspunkt dieser sehr lohnenden Runde ist der große Gratisparkplatz des Freizeitzentrums in Althofen. Wir verlassen Althofen in westlicher Richtung und suchen uns den Weg zur Meiseldinger Straße (L66). Ab jetzt wird es einsam und Autos begegnen uns auf den nächsten 60 Kilometern nur vereinzelt.
Kurz vor Meiselding zweigt rechts die Gunzenberg Straße ab und der erste Anstieg des Tages beginnt. Der Anstieg beginnt zwar recht angenehm, insgesamt sind es aber auch 400 Höhenmeter auf fünf Kilometern, die es zu überwinden gilt. Kurz nach der Abzweigung sieht man übrigens rechts das burgenhafte Schloss Rastenfeld aus dem Wald ragen und von den Serpentinen im Anstieg hat man einen schönen Blick zurück Richtung Süden auf den Magdalensberg und bei guter Fernsicht auf den Hochobir und die Karawanken. Oben erwartet uns die auf 1030 Metern gelegene Florianikirche am Gunzenberg, die im Volksmund als Deutscher Florian bezeichnet wird, im Gegensatz zum auf der anderen Talseite gelegenen Windischen Florian bei St. Martin am Krappfeld.
In der Abfahrt, die vor allem im unteren Bereich teilweise sehr schlechte Verhältnisse aufweist, hat man schon schöne Blicke auf das Gurktal und Straßburg sowie auf den gegenüberliegenden nächsten Anstieg.
Zeit zum Genießen und zum Bestaunen der das Stadtbild beherrschenden Burg Straßburg, die bis ins 18. Jahrhundert als Bischofssitz der Bischöfe von Kärnten diente, bleibt nicht, denn unmittelbar im Zentrum von Straßburg beginnt schon der nächste Anstieg.
Vorbei an der Pfarrkirche St. Margaretha geht es gleich steil los. Generell darf man die Anstiege der Gurktaler Alpen nicht unterschätzen. Sie sind meist wesentlich steiler und länger als man ihnen auf den ersten Blick zutrauen würde. Und so erreicht man den höchsten Punkt des Anstieges, die Prekova-Höhe, auch erst nach acht Kilometern und 550 Höhenmetern. Aber auch dieser Anstieg lässt das Radler-Herz höher schlagen: verkehrsfreie Straßen durch idyllische Weiler, Höfe, Wiesen und Wälder. Die Ruhe wird nur unterbrochen durch das Surren des Rades, das Zirpen der Grillen und das Schreien der über uns kreisenden Bussarde.
Wie einsam es hier wirklich ist, merkt man daran, dass in der Abfahrt auf einmal unerwartet zwei auf der Straße spazierende Rehe von mir aufgeschreckt werden.
Kurz bevor man den Talgrund erreicht, kommt man zu einer Kreuzung, wo man dem Wegweiser Grades, Metnitz geradeaus folgt, während die größere Straße halb rechts weiter bergab führt.
Auf einer teilweise sehr schlechten Straße kommt man nach Grades. An der gotischen Wallfahrtskirche Maria Höfl vorbei erreicht man kurz darauf Metnitz. Man fährt einige Kilometer talein, bevor man rechts auf die L62a Richtung Murau abzweigt.
Und schon wieder geht es bergauf. Zunächst sanft, dann etwas steiler geht es bis an den Fuß der Frauenalpe und von hier weiter über schöne Almböden in die Steiermark. Wir bewegen uns immer unmittelbar an der Landesgrenze, was dazu führt, dass wir uns, kurz nachdem wir an der Kreuzung mit der L502 nach rechts abgebogen sind, für einige hundert Meter wieder auf Kärntner Boden bewegen. Und genau in diesem Winkel liegt ein 57 Einwohner Weiler, Kärntnerisch Laßnitz, der von jeglicher Kärntner Zivilisation durch undurchdringliche Wälder getrennt ist, und dessen Einwohner sich wohl oder übel mit den sie umgebenden Steirern auseinandersetzen müssen.
An Sankt Lambrecht vorbei geht es talauswärts, das Tal weitet sich und wir sehen vor uns den Zirbitzkogel. Auf kleinen Straßen und Radwegen kommt man nach Neumarkt in der Steiermark, wo man ein kurzes Stück auf der stark befahrenen Bundesstraße zurücklegen muss, bevor links die Görtschitztal Straße abzweigt und uns gleich mit einer Steigung erwartet.
Die Görtschitztal Straße ist zwar nicht allzu stark befahren, trotzdem zahlt es sich aus, am Ende der Steigung rechts abzubiegen und einen kleinen Umweg in Kauf zu nehmen. Vorbei am denkmalgeschützten aber im Verfall begriffenen einst stolzen Schloss Velden kommt man nach St. Veit in der Gegend und schließlich nach Aich. In Aich hält man sich am Hügel geradeaus und nimmt nicht die Abzweigung des norischen Radweges nach rechts, der nämlich kurz darauf in Schotter übergeht. Schließlich erreicht man bei Mühlen wieder die Bundesstraße. Ein durchaus lohnender kleiner Umweg, wann sonst kommt man in diese schöne aber verlassene Gegend. Dass ausgerechnet hier zwei Weiler wie die beiden wohl bekanntesten Orte am nahen Wörthersee - Velden und Pörtschach - heißen, macht die Gegend auch nicht wesentlich mondäner.
Nun bleiben wir aber doch auf der Görtschitztal Straße und fahren am Hörfeld Moor entlang, einem Natura 2000 Schutzgebiet mit 116 nachgewiesenen Vogelarten.
Kurz vor der Landesgrenze liegt links oberhalb der Straße die Ortschaft Noreia. Noreia soll die sagenumwobene Hauptstadt des Königreichs Noricum gewesen sein und wurde schon von Julius Cäsar und Plinius dem Älteren erwähnt. Mehrere Orten im Kärntnerisch-Steirischen Grenzgebiet, unter anderem der Magdalensberg oder Neumarkt, werden als mögliche Lokalisation dieser antiken Stadt diskutiert. Anfang des vorigen Jahrhunderts glaubte man durch archäologische Funde in diesem Ort das Geheimnis gelüftet zu haben, und stolz änderte man 1930 offiziell den Namen des Ortes in eben Noreia. Schnell wurde in den darauffolgenden Jahren allerdings klar, dass es sich bei den Funden lediglich um Reste einer mittelalterlichen Siedlung handelte und kein Zusammenhang mit dem antiken Noreia besteht. Da hätte man wohl besser den alten wohlklingenden Ortsnamen St. Margarethen am Silberberg belassen sollen.
Wir lassen diese Steirische Groteske hinter uns, überqueren die Landesgrenze und kommen nach Hüttenberg. Das Leben des berühmtesten Hüttenbergers ist übrigens gut in einem eigenen Museum dokumentiert, dem Heinrich-Harrer-Museum.Wir fahren noch ein kurzes Stück das Görtschitztal hinaus, dann warten noch die zwei letzten Anstiege des Tages. Der erste Schnapper vom Görtschitztal hinüber nach Guttaring tut noch nicht weh, der zweite von Guttaring nach Althofen sehr wohl. Wenn auch nur auf einer kurzen Strecke, so erwartet uns doch das mit Abstand steilste Stück des Tages und erst danach dürfen wir uns so richtig über diese Traumrunde freuen und wir rollen zurück zum Ausgangspunkt.
Freizeitzentrum Althofen, Silberegger Straße
Althofen - Gunzenberg - Straßburg - Prekowa Höhe - Metnitz - Metnitz Auen - Kärntnerisch Laßnitz - Sankt Lambrecht - Neumarkt in der Steiermark - St. Veit in der Gegend - Aich - Mühlen - Hüttenberg - Guttaring - Althofen