Wenn man eine Gegend nicht kennt und auf der Suche nach einer Rennrad-Runde ist, empfiehlt es sich immer, die Augen nach Weinbergen offen zu halten. Da macht man nie etwas falsch. So auch hier, wo wunderbar einsame Sträßchen durch Weinberge, verlassene Höfe und mittelalterliche Städte führen: Ein Rennrad-Hochgenuss im Herzen Istriens.
Startort dieser wunderbaren Runde ist das geschäftige Städtchen Pazin, das wegen seiner zentralen Lage Sitz des Regionalparlaments der Gespannschaft Istrien ist.
Pazins Hektik lassen wir aber schnell hinter uns und widmen uns dem nördlich davon gelegenen Hügelland.
Rund um den Stausee Butoniga, ein wichtiges Süßwasserreservoir Istriens, erstreckt sich zwischen den Städten Pazin und Buzin ein wahres Paradies. Liegt der Stausee nur knapp über dem Meeresspiegel, erreichen die umliegenden Hügel immerhin 400 Meter Höhe. Der auch in Istrien boomende Weinbau wechselt mit Eichen- und Kastanienwäldern und dank der zahlreichen winzigen Straßen wird einem hier so schnell nicht langweilig. Etliche dieser Straßen sind zwar nicht asphaltiert, wenn man aber einige Zeit investiert, gelingt es schließlich doch, Runden zu planen, die gänzlich ohne Schotter auskommen. So auch in diesem Fall.
Hügelauf und -ab rollt man über Grimalda und Draguc nordwärts. Draguc wird wegen seiner exponierten Lage auf einem Hügelrücken gerne als Filmkulisse verwendet und deswegen auch als Hollywood Istriens bezeichnet.
Nach dem Ort Krusvari folgt dann erstmals eine längere Abfahrt, die fast hinunter bis zum Stausee führt. Man kommt durch einsame Weiler und Gehöfte, oftmals dem natürlichen Verfall preisgegeben und gerade deswegen von einem ganz besonderen Reiz.
Kaum unten angekommen geht es auf der anderen Talseite schon wieder hinauf. Oberschenkel-fordernde 22% erreicht die Steigung im unteren Abschnitt, bevor sich das Sträßchen deutlich zurücklegt und mit schönen Blicken auf See und umgebende Hügel hinauf in das Städtchen Vrh zieht.
Immer oben auf den Hügel bleibend erreicht man Sveti Donat, den nördlichen Wendepunkt dieser Runde. Am Charakter ändert sich zu unserer Freude nicht allzu viel, und auf nach wie vor unbefahrenen kleinen Straßen geht es durch Weinberge und Wälder weiter.
Nach einer kurzen steilen Abfahrt erreicht man das Tal der Mirna, das sich unterhalb der mächtig auf einem der Hügel thronenden Stadt Motovun ausbreitet.
Hier gibt es die Möglichkeit, die Runde um etwa 10 Kilometer und, was noch viel wichtiger ist, um knapp 400 Höhenmeter abzukürzen. Wer allerdings noch Kraft hat, erarbeitet sich mit dem folgenden Anstieg ein Panorama der Extraklasse. Der höchste Punkt wird kurz vor dem kleinen Ort Oprtalj erreicht. Auch dieser Anstieg ist mit bis zu 20% Steigung alles andere als leicht, der schöne Ausblick über das zentralistrische Hügelland und die folgende, kurvenreiche Abfahrt auf gut ausgebauter Straße zurück nach Motovun entschädigen aber allemal für die Mühen.
Und weil bekanntlich aller guten Dinge drei sind, folgt jetzt noch eine dritte längere Steigung und auch die erreicht, wie könnte es anders sein, im steilen, mittleren Abschnitt Steigungsprozente mit einem Zweier voraus.
Damit ist es dann aber so gut wie geschafft. Unspektakulär rollt man über den höchsten Punkt der Runde auf 462 Metern, und von hier leicht abfallend nach Trviz. Man erreicht die verkehrslastige Hauptstraße, die für die Abfahrt hinunter nach Beram noch kein Problem darstellt. Die noch ausstehenden fünf Kilometer bis Pazin legt man dann allerdings deutlich entspannter auf einer südlich der Hauptstraße verlaufenden kleine Straße zurück. Dass dafür jedoch noch einmal steile 130 Höhenmeter im Weg stehen, soll nicht unerwähnt bleiben. Aber irgendwo müssen die überschüssigen Kräfte ja verbraucht werden.
Pazin, Ul. Joakima Rakovca, kostenpflichtiger Parkplatz beim Fußballstadion
Pazin - Novaki Pazinski - Grimalda - Krusvai - Vrh - Sveti Donat - Sovinjski Brda - Ipsi - Livade - Kascerga - Trviz - Beram - Pazin