Als Verkehrsverbindung zwischen Tirol und Vorarlberg genießt die Silvretta-Hochalpenstraße eindeutig untergeordnete Bedeutung. Der Transitverkehr spielt sich dank des Arlbergtunnels hauptsächlich unterirdisch ab. Mit über 400.000, fast ausschließlich touristischen Benutzern während der Sommermonate (Wintersperre meistens von November bis Mai) gehört sie dennoch zu den beliebtesten Bergstraßen Österreichs. Und das zurecht, vor allem die 32 Serpentinen, die auf Vorarlberger Seite aus dem Montafon heraufziehen, gehören in das Tourenbuch eines jeden Cyclisten.
Wie bereits angedeutet, ist der Haken an dieser Umrundung des Verwall der Verkehr. Unsere Überlegung, diesem durch die Teilnahme am jährlich im Juli stattfindenden Arlberg-Giro zu entgehen, hat sich nur teilweise als richtig herausgestellt. Zwar ist der Arlberg-Giro eine schöne, lohnende Veranstaltung - gut organisiert, landschaftlich schön, nette Atmosphäre, passendes Preis-Leistungs-Verhältnis - das Verkehrsargument hat sich aber als nicht ganz zutreffend herausgestellt. Im Gegensatz zu vergleichbaren Veranstaltungen werden die Straßen nämlich für die Veranstaltung nicht gesperrt und so mögen die großen Gruppen an Radsportlern den einen oder anderen Auto- und Motorradfahrer zu besonders riskanten und unangenehmen Überholmanövern reizen. Wahrscheinlich ist die Runde um einiges ruhiger und entspannter, wenn man sie etwas außerhalb der Hauptferienzeit unter der Woche in Angriff nimmt.
Gestartet wird in St. Anton und es gibt einen klassischen Kaltstart, der gut zu diesem bekannten Wintersportort passt. Es geht gleich von Beginn an bergauf und bereits nach den ersten zwei Kehren unmittelbar am Ortsausgang werden zweistellige Steigungsprozente erreicht, unter anderem die mit 15% steilste Passage der gesamten Runde. Nach sechs Kilometern und knapp 400 Höhenmetern ist die Passhöhe schon erreicht und wird St. Christoph durchfahren.
Die Abfahrt auf Vorarlberger Seite bietet dann alles, was man sich von einer solchen erhofft: perfekter Asphalt, im oberen Bereich zahlreiche Serpentinen, die eine saubere Kurventechnik verlangen, und im unteren Bereich lange Geraden, teilweise windgeschützt in übersichtlichen Tunnels, die Höchstgeschwindigkeiten fast bis zum dreistelligen Bereich zulassen.
Bei Bludenz ist es dann vorbei mit dem Gefälle und es geht hinein ins Montafon. Während es zunächst noch recht gemächlich zur Sache geht und für die ersten 500 Höhenmeter knapp 30 Kilometer zur Verfügung stehen, merkt man ab Partenen, dem hintersten Montafoner Ort, dass man sich im Hochgebirge befindet. Bis zur Passhöhe sind weitere 1000 Höhenmeter zurückzulegen und vor allem im unteren, serpentinenreichen Teil liegt die Steigung konsequent um die 10%. Das Gelände bleibt aber immer fair und speziell in den Serpentinen gibt es jeweils etliche Meter zum Durchschnaufen.
Je weiter nach oben man kommt, umso schöner wird es. Die Gipfel und Gletscher der Silvretta-Gruppe rücken ins Blickfeld, und da die Steigung im oberen Teil deutlich abnimmt, muss der Blick nicht starr am Asphalt haften, sondern kann auch über die umliegende Bergwelt schweifen.
Beim Silvretta-Stausee ist der höchste Punkt der Silvretta-Straße erreicht und zurück auf Tiroler Boden wird die Abfahrt hinunter ins Paznauntal in Angriff genommen.
Beim Verlauf der Straße unterscheidet sich die Tiroler ganz wesentlich von der Vorarlberger Seite. Sie weist nur zwei Serpentinen im oberen Bereich auf und ist deutlich flacher. Man muss permanent arbeiten und es macht sich bezahlt, wenn man eine größere Gruppe erwischt, in deren Windschatten man sich verstecken kann.
Bei Pians ist das Paznaun dann auf voller Länge durchfahren, gleichzeitig ist der östliche Wendepunkt erreicht. Zurück nach St. Anton fehlen jetzt noch gut 20 Kilometer im Stanzer Tal, die bei entsprechend guter Einteilung der Kraftreserven keine größeren Schwierigkeiten aufweisen. In den bergauf führenden Schlusskilomtern kann man sich dann überlegen, wo man die entscheidende Attacke setzen will. In meinem Fall war das unmittelbar hinter der Ziellinie bei einem kühlen Bier.
Ortsgebiet St. Anton, z.B. Parkplatz bei der Galzig-Bahn, Kandaharweg
St. Anton am Arlberg - St. Christoph am Arlberg - Arlbergpass - Stuben - Klösterle - Bludenz - Tschagguns - St. Gallenkirch - Partenen - Bielerhöhe - Galtür - Ischgl - See im Paznaun - Pians - Flirsch - Pettneu am Arlberg - St. Anton am Arlberg
1. Die Beschreibung der Tour entspricht der Streckenführung des Arlberg Giro, einem jährlich Ende Juli stattfindenen Jedermann-Rennen.
2. während der Arlbergtunnel-Sperre 2017 (voraussichtlich bis 2.10.2017) ist der Arlberg-Pass für Radfahrer gesperrt. Die Runde kann derzeit nicht gefahren werden.
3. Radlichter wegen einiger Tunnels mitnehmen.