Zwei coole Sättel und eine geniale Abfahrt im Nirgendwo.
Auf geht´s, zur wunderbaren Runde mit dem klingenden Namen “2 Sättel Gaudi”. Ich starte in den sehr frühen Morgenstunden im Zentrum von Ratten, einer 1000-Seelen-Gemeinde und regionales Zentrum des oberen Feistritztals. Gleich neben der Fleischerei Sommersguter befinden sich kostenlose Parkplätze.
Bei erfrischendem Gegenwind geht es entlang der L407 Richtung Norden. Die moderate Steigung - falls man die 2-3 % so nennen kann - ist perfekt zum Aufwärmen. Verkehr gibt es so gut wie keinen, lediglich der Milchmann, begegnet mir auf Höhe Rettenegg und überlässt mir mit einem motivierenden “Daumen hoch” den Vorrang.
Ab Rettenegg wird die Straße schmaler, das Tal deutlich enger und auch die begleitende Feistritz nimmt ursprüngliche Formen an. Wir bewegen uns Richtung Feistritzwald, dem wohl abgelegensten Örtchen Ostösterreichs. Ab Feistritzwald nimmt die Steigung leicht zu, es geht hoch zum Feistritzsattel. Die 8 % werden aber nicht überschritten und so gewinne ich rasch an Kilometern und Höhenmetern. Am rund 1300 Meter hoch gelegenen Sattel, der zugleich die Grenze zwischen der Steiermark und Niederösterreich bildet, bleibe für ein Foto kurz stehen, genieße die Aussicht Richtung Hohe Wand und Schneeberg.
Es folgt eine der coolsten Abfahren die ich kenne. Ich komme sofort in den Flow, ziehe die nicht zu steile, kurvenreiche und perfekt ausgebaute Straße entlang, grinste über beide Ohren hinaus als der Tacho die 90 überschreitet und jauchze wie mein Großvater, als er in jungen Jahren zur Oma “fensterln” gegangen ist...
Nach diesem Highspeed-Abschnitt biege ich in Otterthal links auf die L134 Richtung Schlagl ab. Die kurze Zwischensteigung schmerzt, das Laktat schießt in die Höhe und ich bin am Boden der Radfahrerrealität. Aber: Zähne zusammenbeißen, rauf auf den Hügel und in Schlagl die Aussicht genießen! Rax, Höllental, Schneeberg, Hohe Wand und viele mehr lassen Grüßen.
Von Schlagel geht es bergab nach Gloggnitz, dem tiefsten Punkt der Runde. Kurz vor der Ortseinfahrt biege ich links ab und folge der L4168 nach Schottwien, und über Maria Schutz hinauf zum Schiweltcup-Ort Semmering. Die Straßen sind top ausgebaut, der Verkehr aufgrund der nahezu parallel laufenden Autobahn sehr gering und die Landschaft ist herrlich. Nicht umsonst hat sich Kaiser Franz hier eine seiner Sommerresidenzen ersonnen.
Nach der kurzen Abfahrt von Semmering in Richtung Mürzzuschlag biegen wir bei der Stuhleckblicksiedlung in den Fröschnitzgraben und folgen der L117 Taleinwärts. Nach einigen gemütlichen Kilometern wartet der Anstieg auf den Pfaffensattel.
Die Straße wird schlagartig schmal, der Asphalt rauh und löchrig und die Steigungsprozente auf meinem Garmin schnellen hinauf in den 2 stelligen Bereich. Im oberen Bereich des Anstiegs werden maximal 18 % angezeigt. Der Pfaffensattel ist nicht sonderlich lang, aber dennoch nicht einfach zufahren. Am Sattel angekommen ist es wieder Zeit für ein Foto und den schönen Ausblick nach Süden in das Feistritztal.
Die anstehende Abfahrt ist nun mit etwas Vorsicht zu genießen, weil steil, eng und löchrig.
Am südlichen Fuß des Pfaffensattels angekommen zieht sich die Straße nun talauswärts zurück nach Ratten. Ein wunderbarer Abschluss der Runde da man meist rückenwindunterstützt die letzten 12 Kilometer mit hohem Tempo der wohlverdienten Jause beim Sommersguter entgegen rollt.
Ratten, Ortszentrum neben der Fleischerei Sommersguter
Ratten - Rettenegg - Feistritzwald - Trattenbach - Otterthal - Schlagl - Gloggnitz - Schottwien - Semmering - Stuhleckblicksiedlung - Fröschnitz - Rettenegg - Ratten