Obwohl durch den Bau des Karawankentunnels relativ gut zu erreichen, ist der Norden Sloweniens unter Rennradfahrern noch relativ unbekannt. Es rollen zwar die Touristenströme in großer Anzahl auf der Autobahn Richtung Süden, doch vielen ist nicht bewusst, an welch herrlichen Landschaften man hier vorbei fährt. Speziell das Wocheiner Tal an den östlichen Ausläufern der Julischen Alpen ist eine besonders schöne und idyllische Gegend und jederzeit einen Besuch wert. Der höchste Berg Sloweniens, der Triglav (zum Greifen nahe), der glasklare Wocheiner See, beschauliche und unverbrauchte Dörfer sowie fast verkehrsfreie kleine Straßen sind die Zutaten für diese phantastische Runde.
In Bled gibt es etliche öffentliche, allerdings gebührenpflichtige Parkplätze (1€ pro Stunde), jener in der Seliška cesta bietet sich als Ausgangspunkt an.
Nach einem hügeligen Einradeln durch die kleinen, Bled vorgelagerten Dörfer beginnt in Kropa auch schon einer der zwei Hauptanstiege des Tages. Auf der gut ausgebauten, aber nur wenig befahrenen Straße, die hinauf auf das Hochplateau von Pokljuca führt, gewinnt man rasch an Höhe. Während die untere Hälfte des Anstieges doch recht fordernd ist und regelmäßig Steigungsprozente jenseits der 10% zu bewältigen sind, legt sich die Straße im oberen Bereich deutlich zurück und man kann die Fahrt durch die Fichtenwälder am Fuß der Julischen Alpen so richtig genießen.
Kurz vor dem Biathlonstadion von Pokljuka ist der höchste Punkt der Runde erreicht. Hier, wo alljährlich im Winter die Biathlon-Weltelite von zehntausenden Zuschauern angefeuert wird, ist es im Sommer angenehm ruhig und wem die knapp 130 Kilometer dieser Runde nicht reichen, der kann hier heroben auf dem perfekten Asphalt der Pokljuka-Loipen ja noch eine mehr oder weniger ausgedehnte Extrarunde drehen. Ansonsten geht es vier Kilometer auf dem gleichen Weg zurück, bevor eine wunderbare kleine Straße rechts abzweigt und sich durch schöne Almwiesen und kleine Weiler hinunter in die Wochein schlängelt.
Am Talboden angekommen, ist der Wocheiner See rasch erreicht. Und der ist eine wahre Perle. Eine bessere Erfrischung, als an einem heißen Sommertag in das kühle Nass dieses traumhaften Sees zu tauchen, ist kaum vorstellbar.
Im Hauptort der Wochein, Bohinjska Bistrica, ist das Genussradeln dann vorbei. Es wartet der zweite Anstieg des Tages, der Wocheiner Sattel. 750 Höhenmeter verteilt auf 12 Kilometer gilt es zu überwinden. Schlängelt sich der untere Teil noch idyllisch durch die Laubwälder, verlaufen die letzten vier Kilometer dann etwas eintönig ohne nennenswerte Richtungsänderungen bis zum höchsten Punkt. Auch der Sattel selbst gibt nicht allzu viel her. Er ist weder selbst besonders reizvoll, noch kann er mit erwähnenswerten Ausblicken aufwarten. Umso mehr darf man sich allerdings auf die Abfahrt auf dessen Südseite freuen. Egal ob auf der schönen Höhenstraße hinüber nach Petrovo Brdo (wegen Bauarbeiten zwischen Februar und Oktober 2017 nur eingeschränkt passierbar) oder über Zgornja Sorica auf direktem Weg hinunter ins Selškatal, hier macht es einfach nur Spaß.
Durch das Selškatal geht es dann mit leichtem Gefälle talaus bis Zelezniki, dem einstigen Zentrum der slowenischen Eisenindustrie. Daran erinnert auch ein am südlichen Ortsende direkt an der Straße stehendes Denkmal der besonderen Art: ein nach Erliegen der Eisenverarbeitung in dieser Gegend stillgelegter Hochofen aus Stein, immerhin der letzte seiner Art in Slowenien.
Ein letzter Anstieg steht jetzt noch im Weg. Zunächst geht es entspannt talein, dann über einige Serpentinen durch die schönen Wiesen aufwärts in den Weiler Drazgose. Nach etwa 350 Höhenmeter ist auch dieser Anstieg bewältigt und es folgt eine kurvenreiche Abfahrt in das kleine Städtchen Kropa. Seine Blütezeit als Wiege des slowenischen Schmiedehandwerkes liegt zwar schon einige Zeit zurück, aufgrund seiner authentischen und gut erhaltenen Architektur steht es heute aber unter Denkmalschutz.
Die noch fehlenden 15 Kilometer verlaufen dann ohne nennenswerte Schwierigkeiten zurück zum Ausgangspunkt. Weil die bisherigen Strapazen aber ziemlich in den Knochen stecken, hält sich die Enttäuschung darüber in Grenzen.
Bled, Parkplatz in der Seliška cesta, Gebühr 5€/Stunde (je schneller, desto billiger!)
Bled - Zasip - Spodnje Gorje - Krnica - Biathlonarena Pokljuca - Koprivnik v Bohinju - Bohinjska Cesnjika - Wocheiner See - Bohinjska Bistrica - Bohinjska Sedlo - Petrovo Brdo - Zelezniki - Drazgose - Kropa - Kamna gorica - Lesce - Bled
zw. Februar und Oktober 2017 ist der Abschnitt zwischen Zgornja Sorica und Petrovo Brdo wegen Renovierungsarbeiten gesperrt. Entweder man nimmt die ein oder andere Baustellen-Umtragung in Kauf, oder man benützt die markierte Umleitung/Abkürzung direkt hinunter zur Straße 403.