Wie ein Raubtier seine Beute, so umschleichen wir den Großen Speikkogel und nähern uns diesem Giganten schrittweise. Die Straße auf den höchsten Gipfel der Koralm gilt als eine der schwersten Österreichs und wurde heuer auch von den Planern des Transcontinental Races als zwingend zu fahrender Parcours aufgenommen, bevor die Corona-Pandemie zur Absage gezwungen hat. Doch zu dieser knüppelharten Straße hoffentlich ein anderes Mal mehr. Die hier beschriebene Runde, die einem mit ihren fast 180 Kilometern und beinahe 4000 Höhenmetern auch nicht geschenkt wird, führt nicht auf den Gipfel selbst sondern um diesen herum. Dass dabei mit der Soboth und der Weinebene zwei bekannte Passübergänge mit versteckten Auffahrten am Programm stehen, soll bei aller Ehrfurcht vor dem Speikkogel nicht untergehen.
Vom Ausgangspunkt in Wolfsberg geht es zunächst am gut ausgebauten Radweg das Lavanttal hinunter. Nach etwa 25 Kilometern ist die Einrollphase vorbei und mit der Soboth wartet der erste Anstieg des Tages.
Während die gut ausgebaute Hauptauffahrt von Lavamünd vor allem an Wochenenden eindeutig den motorisierten Freunden gehört, ist man auf der hier gewählten Variante praktisch alleine. Hierzu muss man die in Ettendorf abzweigende schmale Straße finden, auf der es über St. Lamprecht bis hinauf aufs Koglereck geht. Erst hier am höchsten Punkt mündet diese wunderbar einsame Variante in die Soboth-Straße, eine Einsamkeit die bei einer Durchschnittssteigung jenseits der zehn Prozent allerdings hart erarbeitet werden muss.
Bald ist die steirische Grenze erreicht und langgestreckten Kurven, die verdeutlichen, warum diese Strecke bei Motorradfahrern so beliebt ist, ziehen hinunter zum Stausee Soboth. Der schön gelegene See ist aufgrund seiner Höhenlage, der umgebenden Fichtenwälder und insbesondere Dank der Auflage, dass er in den Sommermonaten stets gefüllt sein muss, ein beliebtes Ausflugs- und Badeziel.
Vom Stausee geht es etwa zehn Kilometer in ständigem Auf und Ab ostwärts. Beim Mauthnereck verlassen wir den bei Schönwetter doch nervigen Ausflugsverkehr und zweigen auf eine kleine Straße ab, auf der es für weitere zehn Kilometer immer in etwa 1000 Meter Seehöhe der slowenischen Grenze entlang geht. Schlussendlich wird die Abfahrt dann aber doch mit einigen engen Kurven und schönen Ausblicken auf die sich vor uns ausbreitende Süd- und Weststeiermark vollendet.
In Eibiswald schwenkt der Routenverlauf nach Norden, und das Sulm- und Laßnitztal querend geht es auf kleinen Straßen durch die weststeirischen Hügel. Bis Stainz kann man diesen relativ leichten Abschnitt der Runde genießen, doch allzu bald wird einem klar, dass der Ausgangspunkt und somit auch das Ziel der Runde jenseits der sich mächtig vor uns aufbauenden Koralm liegt.
Die Weinebene ist der zentrale Passübergang über die Koralm. Ihr höchster Punkt liegt auf immerhin 1668 Metern Seehöhe und sie ist ein seit Jahrhunderten genutzter Verkehrs- und Handelsweg. Der Name leitet sich von der einst hier heroben befindlichen Umladestelle ab, wo Wein und andere Waren umgehoben wurden (Wein(h)eben).
Die kürzeste Auffahrt zieht von Deutschlandsberg über Trahütten herauf. Unsere Anfahrt von Stainz ist da schon deutlich länger und komplizierter. Dafür wird man mit wahren Traumsträßchen belohnt, auf denen man weitgehend alleine bleibt. Grob kann man den Anstieg in drei Abschnitte unterteilen. Der erste Abschnitt zieht von Stainz an den Südhängen des Reinischkogels hinauf nach Kloster. Nach kurzer Abfahrt und Querung der Hebalm-Straße folgt der kurze zweite Anstieg nach Osterwitz mit seiner panoramareich und fotogen gelegenen Kirche. Nach einer neuerlichen Abfahrt erreicht man schließlich die Weinebenstraße, die von Deutschlandsberg heraufkommt und der man die immerhin noch fehlenden 850 Höhenmeter abringt.
Am Passübergang angelangt liegen dann aber alle Schwierigkeiten hinter einem und die rasante Abfahrt hinunter nach Wolfsberg rundet diese fordernde aber wunderschöne Koralm-Umrundung ab.
Wolfsberg Bahnhof
Wolfsberg - St. Andrä - Ettendorf - St. Lamprecht - Soboth - Eibiswald - Wies - Groß Sankt Florian - Kloster - St. Oswald im Freiland - Osterwitz - Weinebene - Wolfsberg